Zum Stückabdruck „Rummelplatz“
Werner Bräunigs „Rummelplatz“ ist ein massiver 700-Seiten-Roman, beinahe wie der Bergwerkskomplex der Wismut selbst, den er beschreibt. Wie sind Sie da rangegangen?
Jenny Erpenbeck: Gleich bei den ersten Besprechungen haben der Komponist Ludger Vollmer und ich uns dafür entschieden, den ganzen Komplex, der bei Bräunig im Westen Deutschlands spielt, nicht in die Oper zu nehmen. Die Szenen, die in der Wismut spielen, sind schon bei Bräunig wesentlich dramatischer und bieten einfach die bessere Vorlage für eine Oper. Und sie beschäftigen sich mit dem, was auch uns besonders interessierte: den Hoffnungen der jungen Leute, die nach den Zerstörungen der Kriegs- und Nachkriegszeit im Osten etwas Neues, anderes beginnen wollen – und den Schwierigkeiten, die sich ihnen dabei in den Weg stellen. Außerdem ist gerade dieser Teil der Handlung eng verbunden mit Chemnitz, der Stadt, in der die Uraufführung stattfinden sollte. Die zweite große Grundsatzentscheidung betraf die zwei Spielorte, die es bei Bräunig in und um Schlema gibt – die Papierfabrik und den Schacht. Auch da war ziemlich schnell klar, dass wir nicht eine ganze Papierfabrik auf die Bühne stellen müssen, nur um die Emanzipation der weiblichen Hauptfigur Ruth zu erzählen. Alles andere aber ließ sich gut für...