Loblied auf ein familiäres Ensemble
von Linda Best
Erschienen in: Spielen, was ist – 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen (06/2024)
Assoziationen: Bayern Theater Erlangen
Eine Fußballmannschaft bekämen wir nicht zusammen. Das Theater Erlangen hat eines der kleinsten Ensembles Deutschlands. Muss das ein Manko sein? Mitnichten!
Dabei liegen die Nachteile eines kleinen Ensembles auf der Hand: Weniger Flexibilität in Stückauswahl, Spielplan und Besetzung. Mehr Belastung für die einzelnen Kolleg*innen. Weniger Möglichkeiten, gesellschaftliche Diversität – in Alter, Geschlecht, Herkunft, Aussehen – auf der Bühne abzubilden. Aber auch wenn die finanzielle Freiheit, mehr Schauspieler*innen engagieren zu dürfen, ein Wunschtraum blieb, gibt es durchaus sehr schöne Seiten einer familiären Ensemblegröße.
Ein kleines Ensemble schweißt zusammen. Jede*r steht mal mit jeder oder jedem auf der Bühne. Gibt es Probleme in einer Produktion, steht man füreinander ein. Nach der Vorstellung passen alle an einen Tisch. Das bedeutet im Gegenzug auch, dass die Schauspieler*innen noch stärkere Teamplayer sein müssen als ohnehin in ihrem Beruf. Familiäre Strukturen bauen auf Vertrauen, nicht auf Ellenbogen. Zum Glück hat das bislang immer gut geklappt.
Ein kleines Ensemble macht kreativ. Dass in Goethes Faust sämtliche Figuren ungestrichen durchbesetzt werden und vielleicht sogar noch Statist*innen Auerbachs Keller oder die Walpurgisnacht bevölkern, scheint mittlerweile selten geworden. Aber eine Besetzung von nur fünf Schauspieler*innen ist schon besonders und führt zu einer ganz anderen Spielweise.
Ein kleines Ensemble verpflichtet. Wer...