Gehen wir über eine Brücke, so kann es passieren, dass die physikalische Schwingung der Architektur mit uns in Resonanz tritt. Reiht man sich etwa ein in den Touristenstrom auf dem Salzburger Makartsteg über die Salzach, so kommt man womöglich mit weichen Knien auf der anderen Seite an. Das Gefühl der Unsicherheit, des Risikos ist durchaus nicht unbegründet, gibt es doch überall auf der Welt Beispiele für Brücken, die mit drastischem Resonanzeffekt katastrophal einbrachen.1 Gleichzeitig kann man sich jedoch auch wohlig hineingeben in solche Schwingungen, man schmiegt sich dem ‚anderen‘ an und fühlt, wie man in gleichzeitigem Widerstand und Zusammenklang nach außen wächst.
Der Fall der Nienburger Saalebrücke2 aus dem Jahr 1825 zeigt, wie beides durchaus zusammenkommen kann. Die Nienburger hatten die erste Schrägseil-Hängebrücke Deutschlands in Auftrag gegeben. In der Mitte war die Brücke unterteilt, hier konnte man eine Klappe öffnen, um Segelschiffe passieren zu lassen. Über Stützen waren die beiden Brückenteile mit dicken eisernen Ketten an Land abgespannt. Vor der Eröffnung wurde die Brücke ausgiebig mit tonnenschweren Pferdefuhrwerken getestet, um der Bevölkerung deren Stabilität zu demonstrieren. Nachdem die Brücke schon einige Monate problemlos in Gebrauch war, befand man im Dezember 1825, dass es an der Zeit sei, dem...