Wir sitzen mitten im Schwimmbad der Mythen. Leiter abwärts geht es ins Publikum. Die antiken Helden des Kampfes um Troja jedoch versuchen oben zu bleiben. Auf einem Laufsteg, der über die Stuhlreihen führt, verteidigen sie jene Aufmerksamkeit, die ihrem Namen das Nachleben sichert. Als Person aber versinken sie alle im Nichts. Die größten Helden, wie Achill, das Vieh, können bereits nicht mehr auftreten, sind schon tot.
Was also bleibt vom großen Krieg? Nur Legende. Es treten auf: Agamemnon, der Griechen Heerführer, ein Mann ohne Skrupel, der seine Feinde lieber tot als lebendig sieht, Iphigenie, seine Tochter, Klytämnestra, seine Frau, Helena – Anlass des Trojanischen Krieges –, seine Schwägerin, Hekabe, Andromache, Kassandra und Astyanax. Etwas viel auf einmal, Trojanischer Krieg für Eilige (der Abend dauert nur gute anderthalb Stunden)?
„Atropa – Die Rache des Friedens“ von Tom Lanoye wirkt wie leicht handhabbares Instantpulver und liefert, mit Wasser aufgegossen, ein künstlich nachempfundenes „Orestie“- Aroma. Es ist das andere Extrem zu Lanoyes „Schlachten“ (das in der Aufführung von Luk Perceval berühmt wurde), einer zwölfstündigen Shakespeare-Lesart. War „Schlachten“ die Long-Version des Themas Macht und Geist, so ist „Atropa“ nun die Short-Version desselben Themas durch diesen Autor.
Für das Volkstheater Rostock ist diese Stückwahl eine...