Wir haben sehr gelacht, als sich Hans-Georg Maaßen mal wieder in Populismus versuchte. „In Südthüringen“, twitterte der Ex-Präsident des Verfassungsschutzes in den Mai hinein, „lebt ein starkes, liebenswertes, aber durchaus auch selbstbewusstes und wehrhaftes Volk, das allergisch auf Ratschläge und Weisungen aus Rom, München oder Ost-Berlin reagierte. Auch wenn sie von Julius Caesar persönlich kamen.“
Nun ist es historisch unmöglich, dass Suhl, Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg, wo sich ein extrem rechtskonservativer Maaßen als CDU-Direktkandidat vergeblich um ein Bundestagsmandat bemühte, jemals Weisungen Caesars erhielten. Es sei denn: auf dem Theater! Hier stand Shakespeares „Julius Caesar“ am Beginn einer Tradition.
Georg II. von Sachsen-Meiningen, gleichsam Erfinder des Regie- wie des Ensembletheaters, ließ die Tragödie erstmals 1867 spielen; beim Berliner Gastspiel 1874 später begründete sie den eineinhalb Jahrzehnte währenden Ruhm der Meininger in Europa. Und schon 1866, kurz nach Amtsantritt, sorgte der „Theaterherzog“ für die „Antigone“-Erstaufführung in der Neuzeit.
Lang ist’s her. Aktuell stehen beide Stücke wieder auf dem Spielplan, und zwar so, als begründeten sie neuerlich eine Tradition: die einer Neudeutung des Volkstheaters im Staatstheater. Denn das Volk ist der Staat (wenn auch nicht dessen Apparat). Es ist der Souverän.
Und also, dekretierte schon Vicco von Bülow alias Loriot, der in Meiningen...