An Anlässen, über das Werk Bertolt Brechts und dessen Wirkung nachzudenken, mangelt es nicht. Nun ist im Verbrecher Verlag ein Buch erschienen, das verschiedene Texte über Brecht versammelt, die sich lesen wie auf einer Premierenparty ausdauernd aufeinander antwortenden, leicht monologisierenden, zuweilen durchaus belehrenden Gesprächsbeiträgen zuzuhören und sich nicht losreißen zu können. Die Beiträge kommen von den Redner:innen der Brecht-Tage 2022, die im Literaturforum im Brecht-Haus stattfanden. Unter demselben Titel und Motto der Werkstattgespräche liegt nun mit „Brecht und Klasse und Traum. Stärkende Träume brauchen Bodenhaftung“ der von Falk Strehlow herausgegebene Band vor.
Die Bandbreite der Zugänge der Texte ist groß, sie schauen genau hin, oft mit einem direkten Appell. Das fällt durchaus auf, aber hier geht es ja auch um etwas. Denn die thematische Trias Brecht–Klasse–Traum lässt Bezugspunkte zwischen den Beiträgen sowie deren Widersprüche erkennen, in denen Brecht bekanntlich „unsere Hoffnung“ sah.
Die Hoffnung, mit der die Lektüre dieses Bandes seine Leser:innen hinterlässt, ist jenes Gefühl, welches das Lesen von Text zuweilen herstellt: etwas gelernt, etwas verlernt zu haben und etwas besser machen zu wollen. Gerüstet werden die Leser:innen zum Beispiel durch den Text von Tanja Abou, der die bürgerlich moralische Macht, die die Realität durch Aufstiegsmythen vernebele, zum Thema...