Oliver Kluck, kürzlich wurde bekannt, dass Sie – nach einigen Jahren Tätigkeit als freier Autor – eine Ausbildung zum Lokführer angetreten haben. Das Schreiben ist bei der sonst sehr kollektiven Theaterarbeit ein eher einsamer Beruf wie auch das Zugführen. Ist das Zufall?
Ob ich in einem Gasthaus auf meinen Stoff warte oder vor einem Halt zeigenden Signal, ist für mich nur dahingehend zu unterscheiden, dass ich für eine von beiden Tätigkeiten auf direktem Weg bezahlt werde. Das Schreiben selbst hat in meiner Sache immer einen geringen Anteil an der Schreibarbeit. So entsteht kaum Verzug dadurch, dass ich gelegentlich Züge fahre. Meine Tätigkeit ist sowieso klar umrissen.
Ist das auch Befreiung, nicht mehr vom Schreiben allein leben zu müssen?
Scheinbar ist es eine Eigenheit des Künstlerberufes, dass Arbeit und Ergebnis als Ereignisse betrachtet werden, die nichts miteinander zu tun haben. Der tatsächliche Wert meiner künstlerischen Arbeit ist entsprechend nicht in der Anzahl vollgeschriebener Hefte zu bemessen, sondern im Unterlassen des Schreibens. Die Zeit des Herumhängens bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu verlängern ist die Erfüllung meiner Profession. Für eine anständige bürgerliche Existenz bin ich ohnehin nicht geeignet. Ich bin ein Schichtenmigrant. In der Schicht, aus der ich komme, kann ich nicht sein. In...