In der Mitte der mit Holzgestellen gegliederten Bühne steht ein Tisch mit Mikrofonen. Die Schauspieler vollziehen für diese Version von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ auf offener Bühne selbst erst einmal eine: Sie kleben sich Nasen und Bärte an und verzerren so ihre bürgerliche Erscheinung, auf die die Kostüme aus dem frühen 20. Jahrhundert verweisen. Einzig der junge Moritz Peschke, der bald darauf als wunderbarer Gregor Samsa zu erkennen sein wird, entgeht diesen Entstellungen und beginnt mit klarer, ruhiger Stimme zu lesen: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte …“
Die Leseverwandlung setzt sich bei den Schauspielern fort, und Gregors Familie gewinnt an Konturen: Michael Witte als herrischer Vater mit ausladendem Bauch, Anna Polke als verhuschte Mutter und Anja Schweitzer als Gregors Schwester Grete, für die der Regisseur noch eine besondere Wandlung vorgesehen hat. Doch vorerst irritiert, dass man außer der vorzüglich vorgetragenen Kafka-Prosa fast nichts versteht. Die Familienfiguren grunzen und schnaufen durch monströse Gebisse in ihre Schweinsnasen hinein, höchst seltsam. Man erinnert sich: Bei Kafka hört der die Verspätung Gregors untersuchende Prokurist diesen als „Tierstimme“. Hier ist es umgekehrt, für Gregor – und somit auch für das Publikum – klingen die anderen nur noch wie Tiere, Geräusche, die...