Jonathan Harth, wir sprechen dieser Tage sehr schnell von virtuellen Räumen, wenn wir nur Digitalität meinen. Wo fängt für Sie Virtualität an?
Die Begrifflichkeiten zu sortieren macht Sinn, weil heute vermutlich nicht immer klar ist, was man genau meint, wenn man von „virtuell“, „Virtualität“ oder „virtueller Realität“ spricht. Selbst unsere Zoomkonferenz jetzt gerade hat einen virtuellen Charakter, weil wir medienvermittelt miteinander kommunizieren, nur dieses kleine Bild voneinander sehen und viele Informationskanäle beschnitten sind. Die Kommunikation eröffnet sozusagen performativ den virtuellen Raum, in dem wir uns – in Anführungsstrichen – befinden. Wenn man das Virtuelle definieren möchte als eine Form der Erweiterung oder Alternative zur physischen, gewohnten Realität, dann hätten wir das auch jetzt gerade. Ich würde aber von virtueller Realität erst ab dem Moment sprechen, wo man eines dieser neuen Geräte auf den Kopf aufzieht. Und selbst da ist in der VR-Szene nicht eindeutig geklärt, welche der Inhalte dieser „Head Mounted Displays“ als „echte“ VR zu bezeichnen sind.
Wieso?
Erst seit ein paar Jahren setzen sich Geräte als VR-Standard durch, die die „six degrees of freedom“ ermöglichen: also Kopfbewegungen auf allen sechs Achsen. Während viele frühere Installationen in Museen, Theatern und Galerien noch Geräte benutzt haben, die bestimmte Tracking- und...