Aufstand des Pappkartons
Über Figurentheater und politischen Aktivismus in den USA
von John Bell
Erschienen in: Arbeitsbuch 2018: Der Dinge Stand – Zeitgenössisches Figuren- und Objekttheater (06/2018)
Das Verhältnis zwischen Kunst und politischem Aktivismus in den USA gestaltete sich schon immer schwierig: Stets wurde seitens der Institutionen und der professionellen Künstler*innen der Verdacht gehegt, dass eine starke Überschneidung von Politik und Kultur die Möglichkeiten von „reinem“ Kunstschaffen verderben würde. Dieses Empfinden verhärtete sich zu Zeiten des Kalten Krieges, als McCarthys Verdächtigungen gegenüber linken Politiker*innen und Bürger*innen ungezügelte Ausmaße annahmen. Es war dann während der sechziger und siebziger Jahre, der Geburtsstunde des Straßenaktivismus und des politischen Puppenspiels des Bread & Puppet Theaters, rückläufig, hält sich aber bis heute, insbesondere unter den konservativen Gruppen der amerikanischen Gesellschaft.
Trotz allem – so wie es bei politischem Aktivismus im öffentlichen Raum stets der Fall ist – stellen Puppen, Masken und performative Objekte für zeitgenössische Bürger*innen, Aktivist*innen und engagierte Künstler* innen das naheliegendste und flexibelste Mittel zur Artikulation von Ideen und Gefühlen dar. Der kreative Umgang mit leicht verfügbarem Material wie Pappkarton wurde beispielsweise in der Oper „Honey, Let’s Go Home“ des Bread & Puppet Theaters im Dezember 2017 deutlich. Begleitet von überlebensgroßen Pappversionen eines Cutters, eines Tackers und einer Zange – alles Werkzeuge, die beim Puppenbau eingesetzt werden –, sangen Greg Corbino und Susie Perkins zu der Melodie von Gilbert and...