Vorbild Südafrika?
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Assoziationen: Wissenschaft Afrika
Seit dem Ende der Apartheid verfügen die Theaterhäuser wie zum Beispiel das State Theatre in Pretoria, das Soweto Theater und das Market Theatre in Johannesburg, das Baxter-Theatre oder das Art Centre in Kapstadt über kein festes Ensemble. Die Theaterleitung hat hier in erster Linie die Funktion der Geschäftsführung und das Management von Gastspielen beziehungsweise Koproduktionen inne. Theaterstücke werden nicht von einem festen Haus-Ensemble erarbeitet, sondern entstehen in Zusammenarbeit mit anderen Theaterhäusern und Festivals und werden meist mittels Mischförderung aus öffentlicher Hand, Stiftungen und Unternehmen finanziert. Die von Balme beklagte Übermacht der Intendanz bleibt ebenso aus, wie das Fehlen an Transparenz, da durch das Multiförderkonzept vieles den unterschiedlichen Finanziers offengelegt werden muss. Auch werden die Prinzipien transparenter Gleichbehandlung und Gleichstellung bei öffentlichen Förderungen innerhalb der Regenbogennation äußerst ernst genommen. In solch einer Struktur hat es die Etablierung von Übermenschen schwer, und Produktionen sind, da landesweit aufgeführt, nicht nur flexibel, sondern sollten, um landesweit Zuschauer anzulocken, auch überregionale Themen verhandeln.
Wäre dies nicht ein ideales Setting für die hiesige Theaterlandschaft? Länder und Kommunen sparen mit der Abschaffung von festen Ensembles eine Menge Geld, Intendanten verlieren an Macht, und Performance-Kollektive wie andcompany&Co., She She Pop und Rimini Protokoll könnten neben HAU, Sophiensälen und...