Der Rückzieher der Jury schlug hohe Wellen. Mit dem Europäischen Dramatiker:innenpreis sollte das Lebenswerk der britischen Dramatikerin Caryl Churchill im November ausgezeichnet werden. Das hatte das Staatstheater Stuttgart im April bekanntgegeben. Wochen vor der geplanten Verleihung entschied die Jury, den Preis nicht an die 84-Jährige zu vergeben. Der Grund: ihr Bekenntnis zur Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ – kurz: BDS –, die den Staat Israel wegen seiner Besatzungspolitik im Gaza-Streifen und Verbrechen gegen die Palästinenser isolieren will. Das sei den Juror:innen ebenso wenig bekannt gewesen wie ihr Stück „Seven Jewish Children“, das als „antisemitisch“ verstanden werden könnte. Haben die Fachjuror:innenen da nicht sauber recherchiert? Die Frage stellen sich viele. Reporter:innen der Internet-Plattform „Ruhrbarone“ haben den Fall aufgedeckt.
Die Aberkennung des Preises beschädigt die Autorin: Für ihr Lebenswerk sollte Caryl Churchill geehrt werden. Sie war seit den achtziger Jahren eine derLeitfiguren der feministischen Dramatik.. Ihr Stück „Top Girls“, das 1982 in London uraufgeführt wurde, gab Frauen eine Stimme. So hat sie das Selbstverständnis ihrer Generation geprägt. Sie ist eine der wichtigen Vertreterinnen des politischen Theaters in Großbritannien. Diese Bedeutung hob die Jury im Frühjahr hervor: „Mit ihren formal und inhaltlich anspruchsvollen Werk forderte Churchill Kritik und Publikum immer wieder heraus. Sie...