Samuel Finzi wurde 1966 im bulgarischen Plovdiv als Sohn eines jüdischen Schauspielers und einer bulgarischen Pianistin geboren, aufgewachsen ist er in Sofia. Als Zwölf jähriger wollte er Dirigent werden, weil er hoffte, dass ihn dieser Beruf aus dem Gefängnis Bulgarien herausführen würde, entschied sich aber anders und bewarb sich im ersten Jahr seiner Schauspielausbildung um einen Studienplatz in China, weil er Peking für eine mögliche Station auf dem Weg in die Freiheit hielt.
Im Zuge der Perestroika konnte er 1988 in Paris eine der Theaterszenen des freien Europa studieren, kehrte aber nach drei Monaten ernüchtert nach Sofia zurück. Nur wenige Wochen nach dem Fall der Mauer brach er nach Berlin auf, um sein Theaterglück zu suchen. Er geriet in eine Theatersekte, in der man ihm während der Proben die Aussprache der deutschen Wörter beibringen musste, wurde vom Regisseur Dimiter Gotscheff ins deutsche Stadttheater eingeführt - und ist neunzehn Jahre später einer der Stars der Berliner Theaterszene. Im Gespräch mit Michael Eberth schildert er seinen Lebensweg und beschreibt, wie ihn die Verlogenheit der sozialistischen Kunstdoktrin traumatisiert und zum Absolutisten eines Theaters gemacht hat, das die Wahrheit im gespielten Augenblick sucht.