Inklusive Film-DVD „Homo ludens“ – Das Gotscheff-Porträt von Ivan Panteleev
Bulgare. Anarchist. Empfindsamer Barbar. Theater der Zeit widmet das Arbeitsbuch 2013 einem der bedeutendsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters: Dimiter Gotscheff. Ein kongenialer Textarchäologe und Sprachexeget, dessen Begegnung mit Heiner Müller für ihn und seine Kunst lebensentscheidend gewesen war: Müllers Stücke gingen ihm „direkt in den Körper und meine Gedärme".
Geboren 1943 in Bulgarien, kam er 1962 nach Ostberlin, wo er zunächst Veterinärmedizin, bald aber Theaterwissenschaften studierte und bei Benno Besson und Fritz Marquardt assistierte. Müllers Brief an Gotscheff anlässlich dessen „Philoktet"-Inszenierung 1983 in Sofia umreißt früh Gotscheffs Theaterkunstauffassung, an deren Ausdifferenzierung und Vervollkommnung der Regisseur bis heute arbeitet: „In der Körpersprache Eurer Aufführung (...) habe ich diese Übersetzung von Text in Theater gesehen, die Transformation der Fabel vom Stellplatz der Widersprüche zur Zerreißprobe für die beteiligten, den Widerstand der Körper gegen die Notzucht durch den Sachzwang der Ideen".
Das Arbeitsbuch versammelt prominente und authentische Texte von Kollegen und Mitstreitern aus den sechziger und siebziger Jahren aus Ostberlin, den frühen achtziger Jahren aus Sofia, den achtziger Jahren aus Köln und Düsseldorf, den neunziger Jahren aus Bochum, den nuller Jahren aus Berlin und Hamburg. Beginnend mit Bibiana Beglau, Margit Bendokat und Josef Bierbichler und nicht endend bei Almut Zilcher und Patrycia Ziolkowska. Profunde Essays steuern Stefanie Carp, Jean Jourdheuil, Mark Lammert und Frank Raddatz bei. Dem Buch beigegeben ist eine DVD mit dem filmischen Gotscheff-Porträt „Homo ludens" von Ivan Panteleev.