Unheimliches hört dieser Woyzeck aus dem Untergrund. Die Freimaurer? Vielleicht eine andere Untergrundbewegung? Es ist ein besonderer Moment für die Inszenierung aus Minsk, denn sie wird in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin erstmals live vor Publikum aufgeführt, nachdem sie sich bislang nur über YouTube verbreiten konnte. Auch die Umstände ihrer Entstehung sind besondere. Denn das freie Theater Kupalaŭcy, von dem diese Inszenierung stammt, ist aus den Protesten gegen die Fälschung der Wahlergebnisse bei den Präsidentschaftswahlen im August letzten Jahres hervorgegangen, als eine Gruppe von Schauspielern und Theaterkünstlern das Nationaltheater Janka Kupala in den Auseinandersetzungen mit der Macht verließ. Nun sind sie Geächtete des Regimes Lukaschenko, der im Februar bei einem grotesken Auftritt in diesem Nationaltheater noch selbst vorgegeben hatte, was und vor allem auch wie die Schauspieler zu spielen hätten.
Insofern ist dieser „Woyzeck“ in der Regie von Raman Padaliaka eine mehrschichtige, selbstbewusste Gegenreaktion und damit hier auch eine erhellende Erzählung über die Vorgänge in Belarus. Denn der Soldat Woyzeck ist im Grunde ein Mensch, dem das Gute mit aller Gewalt ausgetrieben wird. Die schnelle Szenenfolge zum Elektro-Beat von Eryk Arłoŭ-Šymkus spielt in greller Schwarz-Weiß-Rot-Optik auf einer Bank vor der Projektion eines tristen Neubaublocks – und man braucht nicht...