Nichts ist ok. Alles ist anders. Klammes Gefühl im Bauch. Angst? Wirklichkeit, die einsickert ins Bewusstsein. 80 Jahre Frieden und steigender Wohlstand, kein Normalzustand. Das „Normale“ kommt nicht zurück, auch wenn wir es uns so gewünscht haben, nach dieser wahnsinnigen Zeit mit Corona, auch wenn wir uns suggerieren, unsere „alte Normalität“ funktioniere weiter mit neuen Geräten. Die Komfortzone ist vorbei, natürlich auch in den Theatern, jetzt geht es um alles. Und keiner weiß, wie es ausgeht. „Zeitenwende“ ist so ein Wort, das suggeriert, irgendwo wären die Voraussetzungen unserer Welt um 180 Grad gedreht worden, und jetzt müsste man einfach eine beherzte Wendung hinlegen, um wieder auf dem richtigen Kurs zu sein. Viel übler, viel bitterer das Eingeständnis, dass sämtliche unserer großen Erzählungen nicht stimmten, und zwar schon lange nicht mehr. Die Zeitenwende ist das Ergebnis ausgeblendeter Wirklichkeiten und Widersprüche. Die wirtschaftliche Erzählung („Wachstum kommt allen zugute, Wohlstand = Konsum = Demokratie“) beißt sich aufs Schärfste mit der wissenschaftlichen Erzählung („Die Beschleunigung unseres Ressourcenverbrauchs ist mörderisch, die Erde ist dabei, kaputtzugehen.“). Alles, was uns Zuversicht und Stolz gegeben hat, weil wir uns gern als Teil des Fortschritts gesehen haben, engagiert für eine weniger ungerechte Welt, dreht sich um, spricht gegen uns....