Neue Stücke aus der Ukraine vorzustellen, so lautete die Aufgabe des in der vergangenen Spielzeit wohl größten Ukraine-Schwerpunkts im deutschsprachigen Theater. Die Magdeburger Schauspieldirektorin Cornelia Crombholz und ihre Dramaturgen setzten dabei – gefördert mit den für einen intensivierten Kulturaustausch bereitgestellten Mitteln des Auswärtigen Amtes – nicht auf Gastspieleinladungen oder Koproduktionen, sondern darauf, die von Lydia Nagel übersetzten Stücke von ukrainischen Regisseuren mit Magdeburger Ensemblemitgliedern inszenieren zu lassen. Diese Vorgehensweise ermöglichte es der Regie, das jeweilige Stück in deutscher Erstaufführung zu inszenieren. Das ist ein zu begrüßender Sonderfall der Vermittlung hier kaum oder nicht bekannter Theaterautoren aus einem Land im Bürgerkrieg, das aufgrund der Krisen in der Welt und in Europa im Moment wenig beachtet scheint. Muss man daran erinnern, dass der Euromaidan in Kiew mit dem nachfolgenden Krieg im Osten der Ukraine das gleiche Potenzial zur Weltunordnung wie die sogenannte Flüchtlingskrise hat?
Die Ukraine ist mit dem Krieg im Osten und den damit einhergehenden geopolitischen Verwicklungen auf die Weltbühne gehoben worden. Und die jüngeren ukrainischen Dramatiker sind sich inzwischen durchaus bewusst geworden, dass schon ein Sozialmelodram einen aufgeladenen Kontext haben kann. Von den Maidan-und-Donbass-Zeitzeugenstücken, die praktisch die Erfindung des Dokumentartheaters in der Ukraine auslösten, bis zum Aufgreifen von Überspitzungs- und...