Theater der Zeit

Stück

Ich will die Menschen ausroden von der Erde

Dieses Stück wurde am 26. November 2020 im Rahmen des 38. Festivals de Otoño in Madrid uraufgeführt. In Erinnerung an Sarah Hegazi (1989–2020).

von María Velasco

Erschienen in: Theater der Zeit: Der Untergang des russischen Theaters (10/2022)

Assoziationen: Europa Dramatik Dossier: Spanien

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Da hob ich meine Hand, sie auszustrecken,
Und brach vom größten Strauch mir eine Rute:
»Was knickst du mich?« schrie der gekappte Stecken.
Und dunkel ward sein Stumpf von schwarzem Blute,
Hub wieder an: »Was tust du wehe mir?
Lebt nicht ein Hauch von Mitleid dir im Mute?
Wir waren Menschen, sind nun Bäume hier.

Die Göttliche Komödie, Dante Alighieri.1

To stay human is to break a limitation.
Like it if you can. Like it if you dare.

The beauty of the husband, Anne Carson.

Mit den Augen arbeite ich daran etwas
aufzubauen
zu reparieren
zu rekonstruieren
etwas wie ein offener Blick ein Gedicht ein Mensch
ein fernes Lied des Waldes.
Die Augen, Alejandra Pizarnik.

IN SORIA SOLL ES ORTE GEBEN, MENSCHENLEERER ALS SIBIRIEN. NOCH MENSCHENLEERER SIND MANCHE ORTE MEINER KINDHEIT …

I

Es sind die Neunziger,
und viele wissen noch nicht,
wie krebserregend
rotes Fleisch ist.
In den Neunzigern
denkt sich niemand was dabei,
auf offenem Feld
ein Feuer zu machen.
Deswegen, und weil Sommer ist,
entschließt sich eine mittelständische Familie
zu einem Grillausflug.
Den ganzen Nachmittag essen und trinken,
reden, über alles und nichts,
denn in den Neunzigern
nimmt fast niemand
Cholesterinsenker,
Blutdrucksenker
oder Harnsäuresenker,
und es gibt keine Alkoholkontrollen am Straßenrand.
Während die Männer Feuer machen,
spielen die Frauen Karten.
Die Oma ist glücklich,
sie hat die Trümpfe auf der Hand.
Die Kinder spielen Ball.
David, der übergewichtige Junge,
der, wenn er groß ist,
Archäologe werden will,
wegen Jurassic Parc,
wird als Letzter ausgewählt,
er ist motorisch unbegabt.
Die Protagonistin dieser Geschichte
lehnt an einem Baum.
Die Rinde berührt ihre Wirbelsäule
und lässt sie träumen,
vom ersten Kuss.
Sie öffnet den rosa Rucksack,
den viel zu kindlichen,
und schreibt etwas in ihr Tagebuch.
Seit Kurzem liest sie Gedichte;
verfasst Nebensätze mit Adjektiven
wie „augenfällig“ oder „unzeitgemäß“.
Wörter wie diese lassen sie
an eine bessere Zukunft denken.
Sie hat schon ihre Tage,
wurde aber nie geküsst.
„Essen!“
Das Mädchen stellt sich taub.
Kurze Zeit später
– zwar schon geküsst,
und nicht nur einmal, sogar drei Mal –
wird sie unter Essstörungen leiden.
Essen ist schließlich
die Lieblingsbeschäftigung ihrer Familie
und vieler anderer,
geht man nach dem Erfolg
von Sendungen wie MasterChef,
Chopped Junior, Celebrity,
Das perfekte Dinner,
Kitchen Impossible …
David, der übergewichtige Junge,
der, wenn er groß ist, Archäologe werden will,
dann aber zur Armee geht,
kippt Ketchup über sein Lamm.
Das unbefleckte, ungeküsste Mädchen
verscheucht eine Hummel,
die mit einer anderen kopuliert,
während ein Dackel
Omas Fußgelenk besteigt.
Das Mädchen fragt sich: Bin ich adoptiert?
Warum sonst hat man mich
nie geküsst? Dort sitzt sie und
fühlt sich wie Emily Dickinson,
abgeschnitten von der Welt.
Es wird langsam dunkel,
und die Glut verlischt.
David, der übergewichtige Junge,
der, wenn er groß ist, undsoweiter …,
drückt sich eine Tube Milchmädchen
in den Schlund und beschwört damit
nicht nur das Bild
vom ersten Kuss herauf,
sondern vom ersten Blowjob.
Und dann
singt die ganze beschwipste Sippe
Schlager von Julio Iglesias.
Jemand macht seine Renaultscheinwerfer an,
zum Aufräumen,
ehe der Wind oder die Ratten
das Geschirr verschleppen.
„Aufräumen!“
Zwar sieht sie nichts mehr,
aber das Mädchen spürt,
wie kleine wirbellose Wesen
ihre Glieder hochmarschieren.
Ist ihr das Bein eingeschlafen?
Das Mädchen will sie abschütteln
und merkt, sie klebt fest,
am Baum,
an seinem Harz.
Baum, Mädchen, 1 zu 0.
Der Vater,
– der sie schon lange im Visier hat,
als Teenie ist sie unerträglich –
bedient sich einer Küchenschere,
einer stumpfen,
mit der man Fische säubert,
damit der Baum sie wieder freigibt.
Der Vater, vertieft
in sein krudes Werk.
Das Mädchen, reglos,
mit gesenktem Blick,
überlässt eines ihrer wenigen
weiblichen Attribute
der Rinde.
Sie sieht aus wie eine Kahlköpfige,
eine dieser Frauen,
die geschoren wurden,
und gedemütigt,
in Francos Spanien,
oder im Zweiten Weltkrieg.
Und da tröstet sie der Baum.

„Schschsch … “, macht die Kiefer.
„Wir alle haben Wurzeln,
aber manche von uns sehen die Sterne.“

Das zerzauste Mädchen dreht und dreht sich wie ein Derwisch.

Wurzel
Im Boden befindlicher, oft fein verästelter Teil der Pflanze, mit dem sie Halt findet und der zugleich Organ der Nahrungsaufnahme ist.
Verwurzelt sein. An etwas eine feste innere Bindung haben: Er ist tief in seiner Heimat, in der Tradition verwurzelt.

II

Zwei Onkel des Mädchens waren nicht beim Grill­ausflug dabei. Der eine war sehr jung ins Priesterseminar eingetreten und Missionar geworden. Der andere war zur Einwanderungspolizei gegangen, hatte seinen Mann in den Vorstadtbordellen gestanden und war im Gefängnis gelandet. Als er wieder draußen war, haben sie ihn nach und nach zerschnippelt, wegen Diabetes und Alkohol. Seine sterblichen Überreste befinden sich jetzt in einer besonders günstigen Urne für Erwachsene und Haustiere bis 90 Kilo. Das Mädchen fährt mit dem Vater die Asche verstreuen.

TEENAGER: Laut Navi sind wir noch nicht da.
VATER: Ich weiß.

Nehmen Sie im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt links.

TEENAGER: Die zweite Ausfahrt links.
VATER: Und wenn wir es hier machen?
TEENAGER: Wo?
VATER: Hier waren wir mal angeln. Krebse.
TEENAGER: Es ist nicht sehr/
VATER: Grün? Nein. Überhaupt nicht.
TEENAGER: Und das Wasser ist irgendwie/
VATER: Anscheinend leitet eine Fabrik noch ihr Abwasser rein.
TEENAGER: Was glitzert da so?
VATER: Ein Landstraßenpuff.

Nehmen Sie im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt links.

VATER: Ich bin zu alt zum Autofahren.
TEENAGER: Willst du seinen Willen nicht erfüllen?
VATER: Warum hast du damals nicht den Führerschein gemacht?
TEENAGER: Er hat ja nicht verlangt, dass man seine Asche in die Themse kippt oder in den Amazonas.
VATER: Was wir hier machen, ist illegal. Wir haben keine Genehmigung.

Entschuldigung. Ich habe dich nicht verstanden.

VATER: Willst du eine Mariachi-Band engagieren?
TEENAGER: Nein, Papa, aber/
VATER: Er hätte einen Sarg aus Sperrholz nehmen können.
TEENAGER: Hast du es eilig oder was?
VATER: Eilig hatte er es. Hätte er mit dem Trinken aufgehört, wäre er noch am Leben.
TEENAGER: (…)
VATER: Das konnten nicht mal die Ärzte versprechen.
TEENAGER: (…)
VATER: Aber ihm wäre mehr Zeit geblieben.
TEENAGER: Ganz bestimmt.
VATER: Wir müssen alle sterben, und mich sollen sie ruhig in einen/
TEENAGER: In einen Straßengraben werfen, ich weiß.
VATER: (…)
TEENAGER: Die Straßengräben reichen nicht für alle, die das sagen.
VATER: Neulich, im Radio, habe ich von einer Erfindung gehört, da könnte man die Friedhöfe dichtmachen.
TEENAGER: (…)
VATER: So was wie ein biologisch abbaubarer Blumentopf.
TEENAGER: (…)
VATER: Die Asche wird zum Nährboden für einen kleinen Baum.
TEENAGER: (…)
VATER: Später muss man ihn natürlich umpflanzen.
TEENAGER: (…)
VATER: Da sage noch einer, Bäume machen nur Dreck.
TEENAGER: (…)
VATER: Blätter. Und dieses klebrige Zeug.
TEENAGER: Volldeppen.
VATER: Volldeppen.
TEENAGER: Volldeppen.
VATER: Ich glaube, hier drin wäre nichts gewachsen.
TEENAGER: (…)
VATER: Erst wäre ein Mann gestorben und dann ein Baum.
TEENAGER: Papa?
VATER: Ja?
TEENAGER: Wird hier noch geangelt?
VATER: Keine Ahnung. Die Krebse haben schon Schlimmeres gefressen. Schau, der ganze Verpackungsmüll dort im Busch.
TEENAGER: Flaschen, Tetra Paks …
VATER: Sogar Kondome … Dabei braucht er die nicht. Wenn dein Onkel im Leben was richtig gemacht hat, dann die Vasektomie.

Die Route wird neu berechnet.

VATER: Warum schaust du mich so an? Dein Onkel war ein waschechter Hurenbock.
TEENAGER: Papa!
VATER: Er hätte seinen Kram diskret machen können. Hier sind nur du und ich, aber vorhin in der Kirche war die ganze Nomenklatura.
TEENAGER: Die Nome-was?
VATER: Der Hauptkommissar, der Kommissar, der Chefinspektor, der Inspektor … Er hatte das Ehrenzeichen für besondere Leistungen im Dienst.
TEENAGER: (…)
VATER: Hat allein den Fall der Frau gelöst, die verbrannt wurde.
TEENAGER: Lebendig verbrannt?
VATER: Ja.
TEENAGER: (…)
VATER: Weder seine Frau/
TEENAGER: Ex-Frau.
VATER: Weder seine Ex noch seine Töchter wollten was von ihm wissen.
TEENAGER: Er hat sie verlassen.
VATER: Aber ein Vater ist/
TEENAGER: Man hat nur einen.
VATER: Und manchmal sogar der zu viel. (Lachen.) Was glaubst du, warum ich keinen Elektrorollstuhl beantragen wollte?
TEENAGER: (…)
VATER: Kannst du dich an den Querschnittsgelähmten erinnern, der mit 20 km/h auf der Autobahn ins Bordell unterwegs war, als er angehalten wurde?
TEENAGER: Ich glaube, Menschen mit Beeinträchtigung haben ein Recht auf Sexualität, aber/
VATER: Komm jetzt nicht damit.

Die Route wird neu berechnet. Die Route wird neu berechnet.

VATER: Wir machen es hier. Aber schalt das TomTom aus, denn wie sagt noch mal die Magd zum Herrn, man kann nicht mit einem Arsch auf zwei Hochzeiten tanzen.
TEENAGER: Papa!
VATER: Willst du was sagen?
TEENAGER: Ich?
VATER: Du kannst das doch.
TEENAGER: Nein, nein.

(Der Vater verstreut eine Handvoll Asche.)

VATER: „Staub sein ihr Los, doch Staub, der Liebe leidet.“2 Am Aschermittwoch wurde uns immer die Asche aufgelegt. So hieß das, „auflegen“. Dir auch?

(Sie nickt.)

VATER: Sie haben gesagt: „Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.“
TEENAGER: (…)
VATER: Wie auch immer. Der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Baum ist, dass Bäume Wurzeln haben und Menschen Füße zum Gehen, aber dein Onkel hatte keine Füße mehr.

(Er schüttet die Urne aus. Es ist eine reichliche, eine ungeheure Menge Asche. Vater und Tochter sind in die Betrachtung der Landschaft versunken, sie haben die Hände vor der Hüfte gefaltet.)

TEENAGER: Müssen wir in die Wohnung?
VATER: Nicht nötig. Es gab nicht viel wegzuräumen, zwei Wäschegarnituren und einen Zeitungsständer voller Papier. Und weißt du, was? Schalt das TomTom an.
TEENAGER: Mach ich.
VATER: Es waren keine Strafzettel, es waren Liebesbriefe. Ein Arsch wie der schreibt und bekommt Liebesbriefe.

(Der Vater geht. Das Mädchen nimmt eine Handvoll Asche. Eher aus Neugier als aus Verbundenheit verreibt sie die Asche auf ihrer Haut. Im Kontakt mit der Feuchtigkeit bildet die Asche ein Pigment. Das Mädchen wird schwarz.)

TEENAGER: Ob wir aus dem gleichen Staub sind wie die Sterne?

Polvo. Staub.
Etwas, was aus feinsten Teilen besteht, in der Luft schwebt, sich als dünne Schicht auf die Oberfläche von etwas legt.
Staub ansetzen.

III

Kaum ist das Mädchen ausgezogen, vergrößern sich die Abstände zwischen den Besuchen daheim. Auf der Straße nennt man sie Señora, aber zu Hause, warum auch immer, bleibt sie das Kind. Die Eltern haben schon seit Jahren getrennte Schlafzimmer. Die Mutter ist ins ehemalige Kinderzimmer gezogen, wo Dutzende verstaubter Plüschtiere an ihre Kindheit erinnern, sprich, an Mobbing. Beiden liegt das Unbewusste so schwer im Magen wie das Essen. In dieser Nacht haben Mutter und Tochter sehr merkwürdige Träume, von Spinozas Gott, von Federico Jiménez Losantos3 und einem Affenbrotbaum.
MUTTER: Hörst du?
MÄDCHEN: Ist das ein Motor?
MUTTER: Das ist Papa.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Früher habe ich auch so geschlafen. Bist du müde? Macht es dir was aus, wenn ich das Licht anmache?
MÄDCHEN: Kannst du nicht schlafen?
MUTTER: Mein Gewissen.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Hast du dich gefragt, warum ich bei der Messe nicht mehr zum Abendmahl gehe?
MÄDCHEN: Nein/
MUTTER: Du bist Atheistin.
MÄDCHEN: Agnostikerin/ glaub ich.
MUTTER: Atheistin.
MÄDCHEN: Ich spreche auf meine Art mit/
MUTTER: Den Steinen.
MÄDCHEN: Mit Gott.
MUTTER: Dann sprichst du mit dir selbst.

(Stille.)

MUTTER: Sieh mal. Manche schieben sich die Hostie einfach in den Mund, ohne vorher zu beichten. Sie haben gehört, sie könnten ihr Gewissen selbst erforschen. Das sind weder praktizierende Katholiken noch …
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Zahlen die Leute nicht 50, sogar 90 Euro, um sich beim Psychologen auszuheulen?
MÄDCHEN: Naja, ich meine, ein Psychologe hat einen Abschluss/
MUTTER: Ich habe gesündigt. Eine Todsünde. Keine lässliche.
MÄDCHEN: Du?
MUTTER: Ich.
MÄDCHEN: Nein!
MUTTER: Ich habe eine Art Doppelleben geführt.
MÄDCHEN: Was? Mit wem?
MUTTER: Mit deinem Vater. Erinnerst du dich, wie ich mal ins Krankenhaus musste?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Das war keine Kolik.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Es war ein Abgang.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Männer haben Bedürfnisse.
MÄDCHEN: Warum habt ihr getrennte Schlafzimmer? Sogar die Kirche ist für Intimität, also, du weißt schon, körperliche.
MUTTER: (…)
MÄDCHEN: Ich kann es dir im Internet zeigen.
MUTTER: Welches Internet? Ich habe es von einem Pfarrer. Gut, vielleicht war es einer von der alten Schule, aber/
MÄDCHEN: Aber was?
MUTTER: Mit so einem Papst wie jetzt kann ich nichts anfangen, der sagt Sachen, da ärgern wir Gläubigen uns ein zweites Loch in den Arsch. Es ist schwer genug, an eine Hölle zu glauben, wo das Feuer ewig brennt/
MÄDCHEN: Im Amazonas.
MUTTER: Was?
MÄDCHEN: Nichts.
MUTTER: Ach ja! Ich habe es in den Nachrichten gesehen, Australien. Das ist weit weg, oder?

(Stille.)

MUTTER: Es gibt eine lässliche Intimität und eine tödliche.
MÄDCHEN: Lässliche Berührungen und tödliche Berührungen?
MUTTER: Die Titten sind nicht die Augen. Und der Kopf nicht der Steiß.
MÄDCHEN: „Ich halte nicht die andere Wange hin, sondern den Arsch.“
MUTTER: Wer sagt so einen Blödsinn?
MÄDCHEN: Ist der Regen lässlich? Oder die Sonne? Also ich, Mama … ich glaube an Spinozas Gott.
MUTTER: Welcher ist das? Der von den Linken4?
MÄDCHEN: Er sagt: „Glaubst du, ich könnte einen Ort schaffen, um meine Kinder zu verbrennen?“
MUTTER: Wer sagt das?
MÄDCHEN: Spinozas Gott.
MUTTER: Du schon wieder mit Spinoza und dem ganzen Zinnober.
MÄDCHEN: Der Amazonas … Die Hölle!
MUTTER: Oder Australien. Ist das weit?
MÄDCHEN: Niemand verdient die Hölle.
MUTTER: (…)
MÄDCHEN: Was brauchst du, Mama?
MUTTER: Ich hatte nie Bedürfnisse. Mit dem Sex hast du mehr Probleme gehabt als ich, mein Kind. Diese Depression, als dich dieser Schuft hat sitzen lassen.
MÄDCHEN: Kann ich das Licht ausmachen?
MUTTER: Es war ein Junge.
MÄDCHEN: Hm?
MUTTER: Der Abgang.
MÄDCHEN: Das hast du gewusst?
MUTTER: So was weiß man.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Ich war zu alt. Zu alt für den Akt, für die Geburt. Zu alt für den Abgang.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER: Was hast du? Du machst das Kopfkissen nass. Weinst du etwa?
MÄDCHEN: Kann ich dich drücken?
MUTTER: Du erdrückst mich, du Äffchen!

Affenbrotbaum oder Baobab
Aus dem Arabischen ببھب (buhibab), „Vater vieler Samen“. Besonders in den Steppengebieten Afrikas wachsender hoher Baum mit ungewöhnlich dickem Stamm, starken, waagerecht ausladenden Ästen und gurkenförmigen, essbaren Früchten.

MUTTER: Gegen fünf Uhr morgens konnte ich nicht mehr schlafen und habe das Radio angestellt, vor allem wollte ich noch liegen bleiben. Ich habe das Morgenmagazin mit Federico gehört. Seltsamerweise bin ich wieder eingeschlafen, oder eingenickt.

Woher kommen diese Feminazis, dieser Haufen durchgeknallter Weiber?

Und von wem habe ich geträumt? Ein Albtraum.
Warum Albtraum?

Diese Horde verkleideter Dritte-Welt-Hexen,/

Ich bin aufgestanden und wollte spazieren gehen, aber statt meiner Nachbarin holt mich Federico ab. „Ich habe auch Bluthochdruck“, hat er gesagt.

die schreien: Wir sind die Töchter der Hexen, die ihr nicht verbrannt habt.

Habe ich dir erzählt, wie erstaunlich es ist, Radio live zu erleben? Die Sprecher klingen attraktiv. Federico war nicht wiederzuerkennen, in seinem Tactel-Trainingsanzug. Wir sind losgelaufen, und er hat mir erzählt, der IS hätte in Spanien – in der Sprache der Dschihadisten – freie Bahn. Obwohl die Staatsgewalt gute Arbeit leisten würde, freie Bahn.

Der Liberalismus ist, sofern er die Gleichstellung aller Menschen miteinbezieht, weder feministisch noch machistisch geprägt, sondern liberal.

Wir sind am Justizpalast vorbeigelaufen, zum Botanischen Garten. Dort habe ich gemerkt, dass ich träume, denn es sah aus wie im Dschungel. Federico bekam keine Luft mehr, er hatte den ganzen Weg ununterbrochen geredet. Gehen wir in den Schatten, unter einen Baum? Und ja, es war ein Traum, solche Bäume sieht man sonst nur in den Dokus im Zweiten. Er war bestimmt 15 oder 20 Meter hoch!

Meine Güte, muss man jetzt einen gendersensiblen Blick haben. Wie komm ich zu einem gendersensiblen Blick? Soll ich mich operieren lassen?

„Wie kommt dieser Baum hierher?“ Federico war genauso erstaunt wie ich, denn auf dem Schild stand ein arabischer Name. Er wurde wütend, und ich zuckte mit den Schulten. „Scheiß drauf, ob der sich angepasst hat. Lieber Gott, lass Abend werden und schick einen ordentlichen Frost!“

IV

Der Satz der Mutter – Sex hätte dem Mädchen vergleichsweise viel Leid beschert – lässt sie tagelang an ihren Exfreund denken. Sie setzt sich mit dessen Mutter in Verbindung, will ihre Besitztümer aus seiner Wohnung abholen. Die Mutter gehört zu den Frauen, die es nicht leicht hatten, erst als alleinerziehende Mutter, dann als sitzengelassene Frau. Das Laufen fällt ihr so schwer wie einem jener Insekten, die einen Brocken mit sich herumschleppen, größer als sie selbst. Die Wechseljahre? Die Wohnung stinkt nach Räucherwerk.

MUTTER VOM EX: Bist du wegen der Sachen da?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Schauen wir mal, wie es den Sachen geht. Was hat der Psychiater gesagt?
MÄDCHEN: Dass die Trauerphase, plus minus ein Jahr, halb so lang dauert wie die Beziehung.
MUTTER VOM EX: Und in welcher Eiszeit war eure Beziehung?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Du hast nichts von ihm gehört, oder? Ich auch nicht. Nimm die Geschenke wieder mit.
MÄDCHEN: Nein, die Geschenke/
MUTTER VOM EX: Ich glaube nicht, dass er sie abholt. So viel rausgeworfenes Geld!
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Die Briefe sind hier. Wer schreibt noch Liebesbriefe im dritten Jahrtausend des gregorianischen Kalenders?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Eines Tages wird ein Liebesbrief so etwas sein wie ein Joch, ein Kanonenofen, eine Öllampe, eine Kassette …
MÄDCHEN: Ich weiß nicht. Vielleicht.
MUTTER VOM EX: Was glaubst du? Die Liebe hat sich verflüssigt, und so weiter, kämpft aber noch mit harten Bandagen?
MÄDCHEN: Ich habe Angst, mich nie wieder … zu verlieben.
MUTTER VOM EX: Deine Leute werden sagen, besser so, und dass dir die zusätzlichen Kilos stehen.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Freut dich das nicht? Warum ziehst du einen Flunsch?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Glaub mir, Süße, für eine Frau ist Älterwerden eine Befreiung. Du kannst in Hausschuhen in den Supermarkt gehen und dich mit Plastiktüten vor dem Regen schützen. Das Begehren vergeht? Aber auch die Scham.
MÄDCHEN: Ich bin durcheinander.

(Stille.)

MUTTER VOM EX: Also, ich war mit einem klassischen Gewalttäter zusammen und habe unter Schmerzen noch einen klassischen Gewalttäter geboren. Du hast dich unsterblich in einen klassischen Gewalttäter verliebt, und ich verrate wohl kein Geheimnis, wenn ich sage, das war mein Sohn. Mein Sohn war keine klassische Schönheit, aber sein Lächeln war weiß wie der Teufel der Schwarzen.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Laut Ho‘oponopono, das ist ein hawaiianischer Brauch, haben wir beide – trotz allem, was uns trennt, Diktatur und Demokratie, Sophia Loren und Kate Moss, The Jackson Five und die Spice Girls, Babyboomer und Invitrobefruchtung – etwas gemeinsam. Wir fühlten uns unweigerlich zu einem klassischen Gewalttäter hingezogen. Wir haben ihn gewählt, und wir wurden gewählt, um Fehler wiedergutzumachen, aus diesem Leben und aus früheren. Aber hast du etwas erreicht?
MÄDCHEN: Nein.
MUTTER VOM EX: Wir zwei sehen immer noch aus wie Opfer. Vor allem ich, in meinem gesteppten Morgenmantel, der ist fast eine Reliquie.
MÄDCHEN: Ich finde ihn schön.
MUTTER VOM EX: Laut Ho‘oponopono sind wir beide selbst dafür verantwortlich.
MÄDCHEN: Ich weiß.
MUTTER VOM EX: Ich bin so bescheuert, dass ich mir den Ho‘oponopono manchmal als weißbärtigen Greis vorstelle, mit einem Dreieck als Auge. Du weißt schon. Wir sind nicht schuld, aber verantwortlich. Worauf will ich hinaus? Da läuft ein unterbewusstes Programm ab, und es zieht uns, wie die Motten zum Licht, zu den klassischen Gewalttätern. Wir vergeben ihnen, ja?
MÄDCHEN: Natürlich.
MUTTER VOM EX: Aber wir sind unfähig, uns selbst zu vergeben, dass wir Opfer waren, also bleiben wir es bis in alle Ewigkeit, ob wir uns nun mit Ho‘oponopono beschäftigen, mit transzendentaler Meditation, mit Baumtherapie oder Shinrin Yoku.
MÄDCHEN: Shinrin was?
MUTTER VOM EX: Shinrin Yoku, bewusstes Waldbaden, das habe ich gemacht, als ich Mutter wurde und von der Hand in den Mund gelebt habe. Wenn es im Ho‘oponopono heißt, „fühl dich geliebt“, „achte dich“, hören wir: „fühl dich schuldig“, „bestrafe dich“.
MÄDCHEN: Bestrafe dich!
MUTTER VOM EX: Ist es ein Wunder, dass hier die Pflanzen eingehen? Du, zum Beispiel, wie oft hast du mich beleidigt?
MÄDCHEN: Ich wollte nicht/
MUTTER VOM EX: Wie oft hast du gesagt: „Der ist krank, aber auch ein Hurensohn“.
MÄDCHEN: Naja/
MUTTER VOM EX: Ganz normal, dass hier nicht mal ein Kaktus überlebt.
MÄDCHEN: Ich hätte nicht kommen sollen.
MUTTER VOM EX: Komm, nimm meine Hände und sprich mir nach: Keine Frau wird als Hure geboren, keine Frau wird als Hure geboren, keine Frau wird als Hure geboren.
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Denkst du daran, mir den Müll runterzubringen?
MÄDCHEN: Ja, ja.
MUTTER VOM EX: Nimm dir einen Ableger mit, vielleicht überlebt er. Weißt du, wie man ihn umtopft?
MÄDCHEN: Ja.

(Stille.)

MUTTER VOM EX: Geht es dir gut?
MÄDCHEN: (…)
MUTTER VOM EX: Und was soll ich sagen? Einsamkeit ist eine invasive Art.

Art
Einheit, in der Individuen zusammengefasst sind, die in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen.

Invasive Art. Als invasiv gilt eine gebietsfremde Art, deren Einbringung oder Ausbreitung heimische Arten verdrängt und die biologische Vielfalt von Ökosystemen gefährdet oder nachteilig beeinflusst.

MÄDCHEN: Oft, wenn ich mit jemandem schlafe, taucht er auf.
MUTTER VOM EX: Ich schlafe noch in unserem gemeinsamen Bett.
MÄDCHEN: Egal, wo ich bin.
MUTTER VOM EX: Ich benutze dieselben Laken.
MÄDCHEN: Ich habe eine Affäre.
MUTTER VOM EX: Ich habe ein Schlafmittel.
MÄDCHEN: Vor oder nach dem Orgasmus.
MUTTER VOM EX: Vielleicht reicht auch eine halbe Tablette.
MÄDCHEN: Meistens bleibe ich auf der Strecke.
MUTTER VOM EX: Ich bin im Halbschlaf.
MÄDCHEN: In diesem Moment bin ich der Engel der Geschichte und das, worauf ich starre und von dem ich mich entferne, ist die sexuelle Liebe.

(Die Mutter vom Ex gähnt.)

MÄDCHEN: Beim Ficken habe ich ihm gesagt, ich gehör nur dir.
MUTTER VOM EX: Dir. Dir.
MÄDCHEN: Er hat gesagt, ich gehör dir, und du gehörst mir.
MUTTER VOM EX: Mir. Mir.

(Die Mutter vom Ex gähnt.)

MÄDCHEN: Unsere Kleider waren auf dem Kopfteil gestrandet. Boxershorts und Slips, wie Fische, erstickt an Plastik. Unsere Körper zerwühlt.
MUTTER VOM EX: Zerwühlt.
MÄDCHEN: Das Bett zerwühlt.
MUTTER VOM EX: Zerwühlt.
MÄDCHEN: Und ich erwische mich, wie ich ans bedingungslose Grundeinkommen denke.
MUTTER VOM EX: Grundsicherung.
MÄDCHEN: Er hat sich eine Zigarette angezündet.
MUTTER VOM EX: Black Devil.
MÄDCHEN: Sein Sperma auf meiner Brust schien zu leuchten.
MUTTER VOM EX: Lichtverschmutzung.
MÄDCHEN: Er hat mir gestanden, einmal nach den Prüfungen hat er sich eine Prostituierte bestellt.
MUTTER VOM EX: Welche Prüfungen? Der hat sein Studium abgebrochen.
MÄDCHEN: Ich war in die Betrachtung der Spermaleuchtkäfer vertieft. Tränen von Ungeborenen, wie Geleebohnen. Er hat ein paar Rauchkringel ausgestoßen und ausgerufen: Die hatte Glück.
MUTTER VOM EX: Glück? Wer?
MÄDCHEN: Die Prostituierte. Einen Typen wie mich hätte sie auch in der Disko kennenlernen können.
MUTTER VOM EX: Nicht dein Ernst!
MÄDCHEN: Das hat mich traurig gemacht. So ein weiter Weg, und dann lande ich beim Abbild/
MUTTER VOM EX: Ganz der Vater!
MÄDCHEN: Die Wurzeln arbeiten.
MUTTER VOM EX: Auch, wenn sie unter der Erde sind, die Wurzeln arbeiten.
MÄDCHEN: Arbeiten …
MUTTER VOM EX: Arbeiten …
MÄDCHEN: Ich bekam Angst vor den Gesprächen vor und nach dem Sex.

Es spielt De niña a mujer (Vom Mädchen zur Frau) von Julio Iglesias, Ramón Arcusa und Tony Renis.5

LEUCHTET SPERMA IM DUNKELN, WEIL WIR AUS DEMSELBEN STAUB SIND WIE DIE STERNE?

V

Als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht, nimmt das Mädchen ihre Doktorarbeit wieder in Angriff. Sie ist Ehrenmitglied in der Fakultät, aber ihre Leistung wird nicht vergütet.
Sie promoviert, und zwischendurch prostituiert sie sich. Nicht für viel Geld. Für wenig.

Du schaltest eine Anzeige auf einem Kontaktportal. Wählst aus, Frau sucht Mann, Frau sucht Frau, Frau sucht Frau oder Mann, Mann sucht Frau, Mann sucht Mann, Mann sucht Mann oder Frau. Als Cis-Frau, die sich prostituieren will, musst du deine Anzeige in der Kategorie Frau sucht Mann schalten, aber auch häufig Mann sucht Frau anklicken. Obwohl die Kategorien unmissverständlich sind, bietet dir der eine oder andere Sex mit Tieren an.
Du holst dir Inspiration aus anderen Anzeigen. Ab dreißig wird das Angebot dünner und schräger. Die Leute wollen Menstruationsblut, Gesichtsbehaarung, fortgeschrittene Schwangerschaft … Also änderst du deinen Namen und unterschlägst ein paar Jahre. Wie alt siehst du aus? Wie alt siehst du aus, wenn du ernst bist? Und wenn du lachst? Wie jung kannst du dich machen? Welches geistige Alter bist du bereit vorzugeben? Du bietest verruchten und intelligenten Sex an, weil du nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprichst.
Du versuchst, dich zu beschreiben, im Telegrammstil. Unterdrückst alle dichterischen Impulse. Es gibt nichts Schlimmeres als diese Kleinstadtkellner, die ein Gericht wie im Michelin-Führer beschreiben und dann Fertigsalat servieren, oder Spiegelei mit Bratkartoffeln.
Du machst ein Nacktfoto und verpixelst den Kopf.
Bald bekommst du Post von zwei oder drei Männern. Das erste Treffen ist in der calle Ilustración, der Straße der Aufklärung. Fuck. Eine Wohnung in der Straße der Aufklärung als Bumsbude, fick dich. Er ist schon älter. Erzählt dir, er ist nicht mehr scharf auf seine Frau. Du küsst ihn, um nicht zu reden. Du bist bereit, zu küssen, zu lutschen, zu beißen … Aber du bist nicht bereit zu reden. Von dir zu erzählen, wäre ein grober Fehler; also behilfst du dir – während du dich wäschst – mit ein paar Worten über die Flat-Earth-Theorie.
Du hast schon lange keinen dicken Schein mehr gesehen. Deine Knöchel zittern beim Laufen. Heute kaufst du Fisch fürs Abendessen und korrigierst danach den Theorieteil deiner Doktorarbeit.
Du gewöhnst dich nicht ans Enthaaren. Tut es mehr weh, wenn du ernst bist? Oder wenn du lachst?
Freier Nummer zwei ist Makler. Es ist entwürdigend heiß, schmutzig heiß, immerhin trägst du Slipeinlagen. Er schwitzt auch. Und stinkt nach Parfüm . … Axe, Varon Dandy, Jacq’s … Als es ans Zahlen geht, lässt er sein Handy auf dem Nachttisch liegen, der Bildschirmhintergrund ist ein Familienfoto. Du hättest lieber Freier, die auf BDSM stehen, oder auf deinem Arsch koksen, als Familienväter.
Ist das dein Zielpublikum? Deine Einschaltquote? Als Nutte bist du schlechter als das Privatfernsehen. Anders ausgedrückt, deine sexuelle Bildung war das Privatfernsehen.
Freier Nummer eins und Freier Nummer zwei melden sich noch mal. Der zweite Freier möchte deine Kontaktdaten an seinen Geschäftspartner weitergeben. Es bleibt alles in der Familie. Weil du lange ungefähr das Selbstwertgefühl von Andersens Mädchen mit den Schwefelhölzern hattest, freut dich das sogar. Heute kaufst du Wein und Käse fürs Abendessen und korrigierst den Methodenteil deiner Doktorarbeit.
Freier Nummer drei bestellt dich in die Cafeteria eines Fünfsternehotels im Salamanca-Viertel und will, dass du keinen Slip trägst. Der Kellner bringt euch eine Schale japanisches Knabberzeug, es sieht aus wie Badezimmerdeko. Du isst es. Im Zimmer gibt es einen Whirlpool und ein riesiges Bett. Mit der Fernbedienung kann man das Licht dimmen, die Hintergrundmusik dimmen oder einen Porno im Fernsehen aussuchen: Pornos mit Männern und Frauen (hetero), Pornos mit Männern und Männern (homo), Pornos mit Frauen und Frauen (lesbisch), BDSM, asiatisch … Es gibt keine feministischen Pornos und keine ethischen.
Freier Nummer drei wird gewalttätig. Er sagt, er zahlt dir das Doppelte für harten Sex. Wo ist deine Schmerzgrenze? Wo ist deine Schmerzgrenze, wenn du ernst bist? Wo ist deine Schmerzgrenze, wenn du lachst? Wie weit kannst du über diese Grenze hinausgehen? Er prügelt mit Händen und Füßen auf dich ein. Er steckt dir den Duschkopf in alle Möglichkeiten, die dein Körper bietet. Die Angst macht die Möglichkeiten eng, und alles tut doppelt weh. Er will, dass du in den Whirlpool pisst, und es fällt dir unverschämt leicht. Du sehnst das Ende so sehr herbei, dass du dich jeder Prüfung unterziehst, wenn es nur die vorletzte ist.
Du hast schon lange nicht mehr so viele dicke Scheine gesehen. An diesem Tag kaufst du dir alles, einfach alles (Schuhe, Lippenstift, eine neue Brieftasche …), du hast das Gefühl, du hast es verdient; es hat sich gelohnt, dich erniedrigen zu lassen und in einen Whirlpool zu pissen, dich schlagen zu lassen wie eine Nutte, wenn du jetzt shoppen kannst wie eine Dame.
An diesem Abend korrigierst du die Fußnoten deiner Doktorarbeit und schläfst darüber ein.
Freier Nummer eins will es unbedingt ohne Kondom machen, weil er sonst keinen hochkriegt. Freier Nummer zwei fickt dich unauffällig in den Arsch. Verschämt sagst du, das ist eine andere Preisklasse. An diesem Tag machst du dir einen Einlauf und korrigierst alle 621 Fußnoten.
Freier Nummer vier sagt, er holt dich mit dem Auto ab. Als du drinsitzt, gibt er sich als das zu erkennen, was man gemeinhin einen Zuhälter nennt. Er rät dir zur Vorsicht, findet es wichtig, dass du jemanden wie ihn hast, der während deiner Treffen auf dich wartet. Er betont, du müsstest dein Privatleben schützen: „Du willst doch nicht, dass deine Oma davon erfährt.“ Warnungen, Drohungen? Du sagst, deine Oma ist tot.
Freier Nummer drei, der dich vermöbelt hat, ändert seine Kontaktanzeige. Er sucht jetzt unter Zwanzigjährige.
Beim Anziehen sagt dir Freier Nummer eins, du bist nichts Besonderes, gefällst ihm aber trotzdem. Du sagst, du kommst nicht wieder, wenn er auf ungeschützten Sex besteht.
An diesem Nachmittag formatierst du das Lite­raturverzeichnis deiner Doktorarbeit: Adorno, Agamben, Bauman, Benjamin, Blanchot, Breton …
Das BlackBerry klingelt, bevor du beim C bist. Der Zuhälter gibt dir einen Rat: schön glattrasiert.
Castellucci, Cormann, Derrida, Eco, Eliade, Foucault …
Du hast kein Geld für Gleitcreme. Warum wirst du das Geld in letzter Zeit so schnell los? Riecht es nach Arsch?
Ein neuer Freier macht dich ausfindig, die Nummer fünf. Er ist jung, leicht übergewichtig, Soldat. Könnte dein Cousin sein. Während er dich auszieht, spricht er von dir, als wärst du ein Steak. Auf den Punkt, rosa, gut durch? Nach dem Ficken will er unbedingt mehr von dir wissen. Er demütigt dich mit seinem Gerede über die Sozialversicherungsbeiträge, die er seit Jahren zahlt.
Kierkegaard, Lehmann, Livopetsky, Lyotard, Maeterlinck, Nietzsche …
Das BlackBerry klingelt. Du willst mit dem Literaturverzeichnis fertig werden und schiebst deine Tage vor. Der Zuhälter, der sich ausgezeichnet mit Biopolitik auskennt, sagt, dafür gibt es Schwämmchen. Er bleibt hart: Heute spielt Real Madrid gegen FC Barcelona, man darf die Kundschaft nicht enttäuschen.
An diesem Abend kaufst du dir Energydrinks, um mit dem Literaturverzeichnis fertig zu werden. Platon, Rancière, Szondi, Unamuno, Virno, Wittgenstein …
Als du wieder beim Zuhälter im Auto sitzt, sagst du, du kannst nicht mehr. Es stresst dich, rund um die Uhr am BlackBerry zu hängen, du regelst die Dinge lieber auf deine Weise. Als du ihm beichtest, dass du einige Freier auf eigene Faust wiedergetroffen hast, wird er wütend: „Du hast meine Zeit verschwendet, und Zeit ist Geld.“ Du hast Angst. Legst ihm Geld ins Handschuhfach und steigst schnell aus dem Auto.

VI

Oft habe ich die Frauen in meiner Familie sagen hören, sie würden lieber putzen gehen, und dann höre ich sie wieder ergeben vom ältesten Gewerbe reden.
Warum habt ihr mir beigebracht, bestimmte Körperstellen zu bedecken, aber nie angeklopft? Warum überfrachtet man Moral und Schamgefühl und setzt ihnen ständig zu?
Die Gesellschaft ist eine mächtige Madame. Mit mehr dunklen Ecken als Möglichkeiten. Kon­trollturm und Flughafen von Playmobil, Bauernhof und Gefängnis von Playmobil, Supermarkt von Playmobil, warum kein Bordell von Play­mobil?
Wollte ich die Erfahrung von sieben von zehn Spaniern teilen – sieben von zehn Spaniern hatten schon mal Sex mit einer Prostituierten –, dann ging das nur als Untergebene. 6
Die Prostitution war, in meinem Fall, eine Art Inzest im Zickzack.
Ich betrat ein diffuses Gelände. Ein Waldgebiet. Ein Suchgebiet. Du machst die Beine breit für das, womit du immer gelebt hast. Siehst ihnen endlich in die Augen. Wir sind zu Tausenden in diesem Whirlpool.
Um meinen Körper zu entkolonialisieren, habe ich ihn in einen Guerillakrieg verwickelt. Alle Metamorphosen tun weh.

(Stille.)

Es war die Gesellschaft, sie hat sich hingekniet und dir gesagt: „Ich bin vielseitig, zum Wenden, von beiden Seiten, wiederverwertbar, immer bereit, ich mach alles, ich schlucke alles, von hinten und von vorn, 24 Stunden am Tag, beidhändig, klassisch und modern, alles für einen Euro, heute kaufen, morgen zahlen ...“ Es war die Gesellschaft, sie hat euch einen gewichst.
Ihr Kritiker werft mir immer vor, zu viel Nacktheit auf der Bühne sei billig.
Ich sage Euch:

NACKTHEIT SOLLTE UNBEZAHLBAR SEIN.

VII
Nach einer Dienstleistung begibt sich das Mädchen, auf der Suche nach einem ordentlichen Wasserdruck, ins Bad des Aparthotels. Im angrenzenden Zimmer spricht Freier Nummer 2 über die Immobilienblase. Adrenalin: Mit einem halben Gramm Kokain wird das Aparthotel zum Weißen Haus. Es ist nicht so sehr die Feuchtigkeit zwischen den Beinen, vor allem das Parfüm des Mannes will das Mädchen loswerden. Tagelang wird der Käse nach Axe schmecken, der Fisch nach Varon Dandy und der Wein nach Jacq’s, Armani, Paco Rabanne … Eau de Parfum de ältliche Männlichkeit.

FRAU: Besetzt?
ONKEL: Augenblick noch.
FRAU: Lass dir Zeit.
ONKEL: Ich komme gleich, Nichte.
FRAU: Was?
ONKEL: Ohne Beine ist das nicht so einfach.
FRAU: Nimm dir die Zeit, die du /

(Stille.)

ONKEL: Was ist, Nichte?
FRAU: Du bist tot.
ONKEL: Na, das wird man sehen.
FRAU: Ich habe selber deine Asche mit/
ONKEL: Den Geist habe ich noch nicht aufgegeben.
FRAU: Wieso trägst du diese Uniform? Ich sehe Gespenster.
ONKEL: Du musst wissen, welchen Mix du gestern geschluckt hast.
FRAU: Ich?
ONKEL: Bist du sicher, der alte Schlappschwanz hat dir nichts ins Getränk gemischt?
FRAU: Mir geht es nicht gut.
ONKEL: Es sollte dir aber gut gehen. Ich komme dich besuchen, Nichte!
FRAU: Mich? Ich kenne dich kaum.
ONKEL: Hast mich aber auf Anhieb erkannt.
FRAU: Nur wegen der Fotos.
ONKEL: Schon mal von Transgenerationalität gehört?
FRAU: Gib mir ein Handtuch.
ONKEL: Hier, bitte, bedeck dich.
FRAU: (…)
ONKEL: Gern geschehen. Kann ich dich was fragen? Unter uns, wie fandest du die Briefe?
FRAU: Welche Briefe?
ONKEL: Meine. Glaubst du, man kann sie … veröffentlichen?
FRAU: Hat mir der Alte wirklich was in den Drink gemischt?
ONKEL: Was weiß ich. Hast du nicht daran gedacht, sie zu veröffentlichen? Ich würde gern ein paar Jahre weiterleben.
FRAU: Und warum sollte ich Ahnung von deinen scheiß Briefen haben?
ONKEL: Machst du nicht einen Doktor in Literatur? Ich wüsste gern, welcher Stil es ist/
FRAU: So ein scheiß Buch mit deinen Liebesbriefen würde ich nie herausgeben. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Meinst du, eine Doktorarbeit schreibt sich von allein?
ONKEL: Etwas Respekt für die Toten/
FRAU: Du bist ein Wrack, und das liegt nicht daran, dass du tot bist.
ONKEL: Hört, hört. In den Landstraßenpuffs gab’s Bessere als dich. Mach das, wovon du was verstehst.
FRAU: Und wer zahlt die Rechnungen?
ONKEL: Wer sagt, dass mein Buch kein Erfolg wird? Der Markt ist … unergründlich. Hast du sie gelesen?
FRAU: Von der Rechtschreibung will ich nicht reden. Sie sind voller Lügen.
ONKEL: Woher weißt du das?
FRAU: Gemeinplätze. Du sprichst von Liebe, mit den Worten anderer.
ONKEL: Die Señoritas haben meine Briefe sehr gemocht.
FRAU: Nenn sie nicht Señoritas!
ONKEL: Was sind sie dann?
FRAU: Nutten. Bei dir hat „Señoritas“ einen Beigeschmack, das sind sie nicht. So benutzt du Wörter, für Dinge, die so nicht sind.
ONKEL: Und was ist Literatur? 20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung7. Hast du nicht so was erwartet? Neruda war ein Vergewaltiger, er hat seine wasserköpfige Tochter im Stich gelassen … Alle Dichter lügen!
FRAU: Aber manche lügen und sind noch lange keine Dichter. Was da steht, gefällt mir nicht.
ONKEL: Ihnen hat es sehr gefallen. Und es waren nicht wenige.
FRAU: Sie wollten sich geliebt fühlen. Wahre Literatur lehrt uns, allein zu sein. Menschen wie du, Onkel, können über Liebe reden und dabei jemanden foltern.
ONKEL: Ich habe aufgeschrieben, was andere im Verschwiegenen tun. Was andere Bedürfnisse nennen. Frag den Kerl da draußen.
FRAU: Der schreit was rum!
ONKEL: Der Typ könnte sich das Telefon sparen.

(Lachen.)

ONKEL: Nur aus Neugier, wie viele wart ihr bei meiner Beerdigung?
FRAU: Zwei.
ONKEL: Ich schätze, wenn Berlusconi stirbt, kommen ein paar mehr.
FRAU: Lässt du mich duschen? Ich halte den Gestank nicht aus.
ONKEL: Weißt du was? Ich war ab und zu mit deinem Vater auf Großwildjagd. Nachdem wir mit der Beute beim Tierarzt waren und er sie untersucht hat, haben wir sie immer selbst gehäutet und zerlegt, in so einer Badewanne.
FRAU: Wie nett.
ONKEL: Warte. Meist waren es Wildschweine, manchmal aber auch Hirsche. Wenn man das Messer im Bauch des Tiers versenkte, hat es einen betörenden Geruch verströmt. Einen berauschenden Duft. Ich schwöre es.
FRAU: Wie Moschus?
ONKEL: Genau. Denk dir, du riechst nicht nach Mann, sondern nach Hirsch.
FRAU: Okay, danke.
ONKEL: Denk darüber nach! Über den Hirsch, aber auch über die Briefe.
FRAU: Onkel?
ONKEL: Ja?
FRAU: Möge die Kläranlage dich umerziehen und resozialisieren. Möge die Kläranlage dir gnädig sein.

Moschus
wie lateinisch muscus von griechisch μόσχος moschos und über altpersisch musk von altindisch muskah (Hoden). Das getrocknete, pulverförmige und stark riechende Sekret aus dem haarigen Moschusbeutel (Präputialdrüse zwischen Nabel und Penis) vom männlichen Moschushirsch, das besonders bei der Herstellung von Parfüms verwendet wird.

VIII

Das Mädchen geht in die Bibliothek,
um ihre Doktorarbeit abzuschließen,
die letzten Kleinigkeiten:
Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Widmung …
Als sie bei der Widmung anlangt,
hält sie inne.
Vor ihr, das weiße Blatt.
Minuten vergehen,
15, 30, 45 …
Stunden, die die Kirchenglocke
anzeigt wie ein Richterhammer.
Sie sieht die üblichen
Bildschirmschoner vorbeiziehen:
Ein schweigender, schneebedeckter Berg,
Wiesen in einem sexy Grün,
Morgenrot und Abendhimmel
als echte Exhibitionisten,
blühende Mandelbäume,
Blütenmeere in Farben,
deren Namen sie nur
aus der Modewerbung kennt.
Wolken wecken Erinnerungen
an das Sachkundebuch
Stratus, Cumulus, Cirrus …
Strände, die nie ein Kondom gekannt haben.
Die Wüste.
Wasser zwischen den Ufern
von Reiz und Ruhe.
Liegt überall ein Filter drauf?
Hat jemand
die Farbtemperatur verändert?
„Dreißig Jahre lang habe ich nicht geahnt,
dass ich farbenblind bin.“

(Stille.)

Wozu so viel Lebendigkeit?

(Stille.)

Sie sieht aus dem Fenster.
Derselbe Innenhof
wie immer hat jetzt
eine farbige Feuerleiter.
Sie stellt sich vor,
über den Zement
fließt in Stufen
ein Schwall Menstruationsblut.

Das Mädchen bricht in Tränen aus.

Dieser Übergriff der Landschaft
in einen Saal voller Gähnen
und alter Menschen, die sich
um Kreuzworträtsel streiten,
bricht ihren Widerstand.

Das Mobbing der Vergangenheit heißt Melancholie.
Die Schikane der Zukunft heißt Scheitern.

Sind das reale Orte
auf den Bildschirmschonern?
Gehören sie in ihre Welt?
Oder in die von einem Photoshop-
und Pantone-Dreckskerl?
Was ist ihre Welt?
Wann und wie ist sie
auf einem leblosen Planeten gelandet?
Braune Zwergin geworden?
Und vor allem,
warum hat sie
aus diesem Treibhaus
oder dieser Tiefkühltruhe
einen bewohnbaren Planeten gemacht?
Sie weint noch immer haltlos,
häuft Taschentücher
um den PC an.
Dieses Aufgelöstsein in Sekret und Tränen,
näher kommt sie nicht ran
an die Bäche, Kaskaden, Flüsse,
Wasserfälle und Meere
der Bildschirmschoner.
Mit ihren Tränen badet sie
in einer identitätslosen Natur,
die sich ihr über die Landkarte
der Bits offenbart.

Die Natur wurde Pixel.
Die Natur wurde Pixel.
Die Natur wurde Pixel.

Ein alter Mann kommt auf sie zu und sagt
„Hör auf zu heulen, Mädel,
als Lehrerin oder Krankenschwester
hat man viele Möglichkeiten“.
Da lässt das Mädchen den Kopf sinken,
auf die Hände, auf die Tastatur,
und schreibt die Widmung:

a0rioijdaiuhsnjkcauei``qp`Wßakowejjcndcksjhfeqowpqkwdkwqljifjqoeijdo p,ANSSKDJFKSLKDJSLURWQ!2’3PAOFJDSOJFOJFOIIEOIREPOFJEOFJOPWEJOQKDOKOQEDJOEJDRIJFPWPDKOW
EKEWJFEOJFEWP0O30KO FJASDO´KPSOAQ
LDASPPDPASQDPSKFOFAOPSSDKD

IX

FRAU: Ozonlöcher in den Taschen. Entwaldet. Verwüstet. Entwurzelt. Du weißt nicht mehr, wie feuchte Erde riecht.

BAUM FÄLLT

Manchmal denke ich an das ungeborene Kind. An den Abgang meiner Mutter. Der Junge, der nicht kam. Die abgebrochene frohe Botschaft. Jemand hat mir gedroht: Wenn der Kleine da ist, ist Schluss mit dem Verwöhnprogramm. Er wäre der Kleine gewesen, nicht nur der Nachzügler.

BAUM FÄLLT

Er hat so lange auf sich warten lassen, dass er nicht kam. Meine Eltern wollten immer einen Sohn. Eine Kartenlegerin hat ihnen gesagt – im dritten Schwangerschaftsmonat –, dass ich ein Junge bin.

BAUM FÄLLT

Bis heute strengt es mich an, Frau zu sein … Das ist nicht so einfach, auch nicht mit Vagina.

BAUM FÄLLT

Um die Gebärmutter ranken sich mehr fantastische Geschichten als um die Insel Utopia; Finding Neverland, das Neverland bei Peter Pan; Macondo; Jurassic Park; das Wunderland; Lilliput. Die Gebärmutterwand als Klagemauer. Erst die Spermien, dann die zukünftigen … Ängste ... Hoffnungen …
Ich frage mich, wie wäre er gewesen, der Junge. Wäre er mit meinem Vater fischen gegangen? Wäre er mit mir ausgegangen? Hätte er Freundinnen gehabt oder Freunde? Beides?

BAUM FÄLLT

GEBOREN WERDEN, ENTTÄUSCHEN UND STERBEN. Das ist die Aufgabe der neugeborenen Jungen. Und der neugeborenen Mädchen. Der Jungen, die noch geboren werden. Und der Mädchen, die noch geboren werden. Sonst HOLEN WIR DIE TOTEN WIEDER UND WIEDER INS LEBEN ZURÜCK.

X

Im Winter 2016, mit 31, wirst du mit deiner Doktorarbeit fertig. Am Tag der Verteidigung trägst du ein gelbes Kleid. Fußnote: Du bist nicht abergläubisch. Du nimmst die U-Bahn, die dich so oft zur Uni gebracht hat.
In diesem gefängnisartigen Bau hat Alejandro Amenábar ein paar Filmsequenzen von Tesis gedreht. Du betrittst das Minenfeld des Fachwissens, der vorherrschenden Erkenntnistheorien, die Sackgasse der Subjektivität. Auf dem Backstein gibt es keine Graffitis mehr. Fußnote: Hat es vielleicht nie gegeben. Deine Kommilitonen und Kommilitoninnen sind schon weg. Treppauf, treppab läufst du durch das Irrenhaus, mutterseelenallein. Deine Gäste sind noch nicht da: weder deine Eltern noch deine Schwestern noch deine Freunde.
Auf der Toilette schaust du in den Spiegel, ein letztes Mal vor dem Akt: Wirkst du förmlicher, wenn du ernst bist, als wenn du lachst? Wie viel Förmlichkeit kannst du vorgeben? Du trägst Parfüm wie für ein Treffen mit einem Freier. Von so viel Eli­zabeth Arden wird dir übel. Du wirfst die Slipein­lagen in den Papierkorb.
Man führt dich in einen Raum im Untergeschoss, die Sparmaßnahmen grüßen dich in Form von bröckelndem Putz. Die perfekte Kulisse für einen Snuff-Film. „Mein Name ist Angela. Ich werde ermordet.“ Der Hausmeister gibt dir ein HDMI-­Kabel von anno Tobak.

VORSITZENDE: Ich begrüße Sie zur Verteidigung der Doktorarbeit von María Velasco, betreut von Dr/

Sie, die Mitglieder der Prüfungskommission, sind das Volk der Richter. Fußnote: Sehen aber aus wie das mythische Trio Los Panchos. Wie Mariachis8, die sich per Parthogenese fortgepflanzt haben. Sie haben die Pergamenthaut der Beamten des reinen Denkens. Mumien aus dem British Museum mit Krawatten von Zara. Sie erinnern dich an den alten Herrn, der dir in der Straße der Aufklärung die Tür aufgemacht hat, und an den Makler, der dich ins Aparthotel bestellt hat. Plötzlich siehst du nur noch die Hosenschlitze des toten Wissens und möchtest am liebsten fortlaufen. Fußnote: Du spürst, das hier wird kein Ritual, nur Affentheater.

VORSITZENDE: Ich weise die Doktorandin nochmals darauf hin, dass sie für ihren Vortrag über einen Zeitraum von 60 Minuten verfügt. Danach gehen wir zur Fragerunde über.

Die Prüfer machen Gesichter wie Sumo-Ringer vor dem Kampf. Prüfer Nummer eins zitiert alle seine in Fachzeitschriften erschienenen Artikel. Fußnote: Es gibt kein japanisches Knabberzeug. Seit einer Weile hörst du nur: „Ich rede von meinem Buch“.
Es gibt keine schlagkräftigen Beweise, dass Prüfer Nummer zwei die Doktorarbeit gelesen hat. Er stellt Beobachtungen zu den Fußnoten an.
Professor Nummer drei kennst du gut, er war mit deiner Mitbewohnerin zusammen. Manchmal hast du die Wohnung verlassen, damit die beiden ficken konnten. Fußnote: Es gab nur ein Schlafzimmer. Trotzdem war es die perfekte Höhle mitten in Madrid, eine hübsche Bumsbude, in dem die ganze Zeit „Je t’aime, moi non plus“ lief. Als Prüfer Nummer drei das Wort ergreift, wird er aggressiv. Er reißt Dinge aus dem Kontext, die du gesagt und geschrieben hast, und stellt klar, die Universität sei ein ernsthafter Ort und dies hier ein wichtiger Akt. Von hinten hört sie ihren Vater sagen: „ein wichtiger Akt und gefickt wird nackt“, deine Mutter bekreuzigt sich, deine Ex-Schwiegermutter ruft „klassisch“, deine Schwester macht ein Foto mit dem Handy.

Die VORSITZENDE bittet um Ruhe.

VORSITZENDE: Ich weise nochmals darauf hin, in diesem Raum sprechen nur die anwesenden Doktoren.

Auf der Stirn von Professor/Prüfer Nummer drei, der sich zunehmend erregt, zeichnet sich eine ­Penisrückenvene ab. Du schreibst nichts mehr von dem, was er sagt, in dein Moleskine-Imitat. Notierst wahllos Sätze wie „O Herr, gib mir nur deinen Samen, und ich werde gesund und bestehe die Doktorarbeit mit Auszeichnung!“ und wiederholst sie Dutzende Male, wie eine Strafarbeit an der ­Tafel. Und dann: „Das Sodom und Gomorrha der Erkenntnistheorie“; „Wir sind Instinkte, haben Menschen und bevorzugen Blondinen“. Fußnote: Echte Moleskines, die aus dem Originalladen, sind was für Leute, die nichts mit automatischem ­Schreiben am Hut haben.

Die VORSITZENDE hüstelt und bittet dich, auf die Fragen der Prüfungskommission zu antworten.

VORSITZENDE: Sie dürfen jetzt auf die Fragen der Prüfungskommission antworten.

FRAU: Fragen? Antworten?
Sie stellen Ihre Fragen
in einem Ton,
der perfide ist und gemein,
der die Spaltung vorantreibt.
Sie dort und ich hier.
Warum so paternalistisch
und einschüchternd?
Ihre Fragen zielen
auf vorgefertigte Antworten.
Es wird keinen Dialog geben.

Sine laude.

Man hat uns
zu Legehennen erzogen,
zu Milchkühen,
und das ist der Höhepunkt meines Bildungswegs …
Heute werde ich bestimmt nicht feiern.

Ein bisschen heulen.
Nicht sehr viel.
Nur zum Abschied für mein inneres Kind,
das kleine Mädchen,
ich sehe, sie trägt ihr Leichengewand.
Man hat sie gelehrt,
die Fehler zu überschminken,
Mastertouch-Korrekturstift,
sich an die Norm anzupassen,
und in einer Universität,
dieser Imbissbude
mit dunklen Räumen
und Kunstledersesseln,
mit Obermackern und Clowns,
hat das viel von einer Majorette.
Den Stab herumwirbeln und weiterlächeln.
Den Stab herumwirbeln und weiterlächeln.
Wir wissen nicht, woher
der absurde Brauch der Majoretten stammt,
es heißt, vom Mississippi,
aber Frankreich,
die Wiege der Aufklärung,
brachte sie ins Europa
der Sechziger.
An der Top-Majorette,
dem Top-Stabwirbeln,
kam man auf dem Campus
nicht vorbei.
Ich habe nicht über Majoretten promoviert,
es gäbe viel zu sagen über Majoretten,
ich bin nicht die typische Majorette.
Auch nicht die typische Praktikantin.
Ich bin ganz normal.
Aber nicht die Norm.
Ich bin mir sicher,
viele Frauen, die heute
in einem Schaufenster stehen,'
im Rotlichtviertel,
in Amsterdam,
waren an der Uni,
wo sie neben Trivium und Quadrivium
gelernt haben, den Stab zu wirbeln.
Die Unverbrüchlichkeit einer sozialen Ordnung.
Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor,
kennen wir uns vielleicht
aus der Straße der Aufklärung?
Ihres kenne ich auch,
sind Sie zufällig
Immobilienmakler?
Und Sie, haben Sie nicht
einen Ort mit Whirlpool frequentiert?
Professor Doktor, Sugardaddy …
Das Wissen hat Hoden.
Sie haben ihre Stiefel gewienert
mit lateinischen Wendungen,
Sie tragen Krawatte für diesen Anlass,
trotzdem kommt mir das hier vor
wie ein postindustrieller Menschenfresserritus;
man trinkt Jungfrauenblut
mit Cherry-Coke-Geschmack.
Menschenopfer mit ritueller Zerstückelung.
Widersagt ihr dem Mysterium?
Wir widersagen.
Und all seinen Werken?
Wir widersagen.
Und all seinen Verlockungen?
Comme ci, comme ça.
Glaubt ihr an seine Magnifizenz,
den sehr geehrten
Rektor, unseren Herrn?
Also, naja.
Glaubt ihr an die Auferstehung der Toten?
Ihren toten Schwänzen nach zu urteilen,
ja, wir glauben.
Es ist die Tatenlosigkeit,
aus ihr heraus verknüpft ihr Wissen,
wie die Liste der gotischen Könige
oder die Zuflüsse des Ebro,
bündelt zu viel des Guten
in einem scheiß Schaubild
oder einer PowerPoint-Präsentation.

Sine laude.

Wenig, fast nichts
aus Ihren Vorlesungen
wurde zu Wissen,
noch weniger Tat.
Am Anfang war das Wort,
und dann, und später …
Das Wort war vorher da,
währenddessen und danach.
Aber selten ward es Fleisch.
Ich möchte mich lossagen
von einer ganzen Erziehung.
Vom cartesianischen Subjekt und dieser Methode,
auf der Sie Ihre gesellschaftliche Macht aufbauen,
sage ich mich los.
Von einem mythisch-theologischen Erbe.
Ich will mein Regal entpatriarchalisieren!
Ich sage mich los von einer Erziehung des Herzens:
Sie haben mein Essen vernascht
und die Fotze meiner Freundin,
das Einzige,
was sie nicht operiert hatte,
und verabschiedeten sich mit den Worten:
„Sie macht gute Fortschritte“.
Die Brosamen der Gönnerhaftigkeit.
Was haben die Ihnen im Bett zugeflüstert?
„Gib mir den freien Lehrstuhl, Süßer“.
Die Professur war euer Garant
für Frischfleisch:
Bachelorarbeit, Körbchengröße A;
Masterarbeit, Körbchengröße B;
Doktorarbeit, Körbchengröße C.
Manche Frauen haben sich fröhlich aufgedrängt
und wurden gern bevorzugt.
Geben Sie es zu, geben Sie zu,
Sie haben unten im Schubfach mit den Handtüchern
die Erstausgabe von Lolita
aus den Fünfzigern,
und sie ist abgegriffener
als jede U-Bahn-Haltestange.

Sine laude, ohne Lob.

Ich verdiene Ihr Lob nicht.
Erzählen Sie nicht meinem Vater,
wie viel seine Tochter „wert ist“.
Lüge!
Ich habe meinen Preis selbst gesetzt
auf einer Seite, vergleichbar
mit den Kleinanzeigen,
und so viel ist es nicht.
Ihre Tochter ist was wert?
Das hier ist nicht Der Preis ist heiß
oder der Große Basar,
nicht der Trödel oder der Großmarkt
oder der Amazon-Marktplatz.
Ich scheiß darauf, „viel wert zu sein“,
laut eurem Schwanz.
Vor langer Zeit
hätte mich dieser Satz erröten lassen,
wie ein gestohlener Kuss.
Was ich jetzt hören will, eines Tages,
ganz unerschrocken,
ist, dass ich nichts wert bin.
ICH BIN NICHTS WERT ICH BIN NICHTS WERT ICH BIN NICHTS WERT
An diesem Tag werde ich sicher sein vor eurer Bewertung,
der Bewertung durch Vaterfiguren,
durch Kritiker oder Blogger,
die wie ein Möchtegern-Zauberer-von-Oz
mit orakelnder Stimme verkünden:
„Zurück zu den Wurzeln“,
„entwickle dich weiter“,
„zurück zu den Wurzeln“,
„entwickle dich weiter“.
Ich sehne eure Strafe herbei
als eine Form von Gesundheit,
als fragile, eiserne Gesundheit.

(Stille.)

Warum hatte ich sie nötig,
eure Zustimmung,
eure Anerkennung,
euren Beifall?
Warum, dass man mir aufmunternd
auf den Rücken klopft,
oder dahin, wo der Rücken endet;
warum das Kuscheltier von der Kirmes,
die fünf Sterne,
das Ehrenzeichen für besondere Leistungen im Dienst.

Ich habe es verloren.
Ich habe das Sorgerecht für
das kleine Mädchen in mir verloren,
ich habe es vernachlässigt,
missbraucht,
verlassen …

(Stille.)

Mir wird bewusst,
ich habe mich viel öfter prostituiert,
als ich dachte,
und gerötet vor Überbeanspruchung
und Gleitmittel
nässen die Tricks,
die ich von euch gelernt habe.

ICH BIN NICHTS WERT.
ICH BIN NICHTS WERT.

Habe ich meine 60 Minuten aufgebraucht?
Ich komme zum Ende.
Eure Magnifizenz/ sehr geehrter Herr Rektor,
Honorabili / sehr geehrter Herr Vizerektor,
Spectabili / sehr geehrter Herr Dekan
sehr geehrter Herr Kanzler,
sehr geehrter Herr Vizedekan,
Hauptkommissar, Kommissar,
Chefinspektor, Inspektor,
Zuhälter, Ökozidtäter und Beichtväter,
Hugh Hefner, der du bist im Himmel, lange Zeit
habe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen:

JETZT RÜCKT DER WALD VOR.

SEIT DEM AUSSTERBEN DER DINOSAURIER SIND DIE BÄUME DIE GRÖSSTEN UND ÄLTESTEN WESEN AUF UNSEREM PLANETEN. BAUMTHERAPIE

XI

Der BAUM sagt: Wann war das letzte Mal?

Das Mädchen zuckt mit den Schultern.

Der BAUM sagt: Weißt du noch, wie du vom Baum der Erkenntnis gegessen hast?

Das Mädchen schüttelt den Kopf.

Der BAUM sagt: Nur so. Es ist nicht allzu lange her, wenn du bedenkst, dass ich bis zu zweihundert Jahre alt werde. Gestern ist so nah.

Das Mädchen fasst sich unbewusst an den Kopf.

Der BAUM sagt: Deine Haare sind wieder gewachsen, oder?

Lachen.

Wir Bäume haben Erinnerungen. Willst du mich nicht umarmen?

Das Mädchen zögert.

Der BAUM sagt: Du musst dich nicht schämen. 1889 hat ein deutscher Philosoph ein Pferd umarmt und dabei unter Tränen gesagt: „Ich bin dumm“.
Und du kannst keinen Baum umarmen? Wobei es nicht darum geht, ob du kannst, sondern ob du willst. Nein heißt Nein, das weiß jeder Blumentopf.

Das Mädchen umarmt ihn.

Der BAUM sagt: Meine Rinde ist nicht so hart wie die Haut der Männer, mit denen du dich rumgetrieben hast.

Das Mädchen geht wieder auf Abstand.

Der BAUM sagt: Ich kann nicht in dich eindringen. Und du nicht in mich. Wann war deine letzte Umarmung, die nicht auf eine Ejakulation hinauslief?

Es wird kein Harz geben. Keine Spielchen diesmal.

Das Mädchen überlegt es sich.

Der BAUM sagt: Natürlich ist nicht, was man dir gesagt hat. Natürlich ist nur die Natur. Ich liebe keinen Vater und keine Mutter, ich liebe den Regen.
Ich fürchte keinen Gott, ich fürchte die Axt, sonst nichts. Ich kenne weder harzerogene Depression noch pflanzliche Persönlichkeitsstörung. Sind deine Wurzeln verfault? Oft ersticken sie.

Das Mädchen nickt.

Der BAUM sagt: Auch du verfügst über enorme Selbstheilungskräfte. Blätter hoch! Es ist kein Verdienst, im Stehen zu sterben.

Das Mädchen atmet tief durch.

Der BAUM sagt: Dieser Philosoph, der mit dem Pferd, er hat gesagt: „Gott ist tot.“ Fast hundert Jahre später hat ein anderer gesagt/

Das MÄDCHEN sagt: „Der Mensch ist tot“.

Der BAUM sagt: GOTT IST TOT. DER MENSCH IST TOT. UND DIE NATUR, IST SIE TOT?

Das Mädchen wiegt den Kopf.

Der BAUM sagt: Auf einem Blatt Papier gibt es fast alles. Aus meinen Eingeweiden stammt das Gilgamesch-Epos genauso wie der Playboy. Tausendundeine Nacht genauso wie die Financial Times. Gesetzesblatt und Liebesbriefe.
Dies ist mein Saft. Esset und trinket.

Das MÄDCHEN sagt: Ich bin dumm, ich bin dumm, ich bin dumm.

Der BAUM sagt: Es gibt keine Erkenntnis ohne Fall. Ohne Vertreibung aus dem Paradies. Das Unterbewusstsein ist eine Wildnis.

DU BIST AUFGEWACHSEN ALS MENSCH. NUN WACHSE AUF ALS ETWAS, DAS DU NICHT KENNST.

Brennende Bäume in Galizien, Australien, im Amazonas … Und Frauenkörper aller Ethnien singen und tanzen Un violador en tu camino. Ein Vergewaltiger auf deinem Weg.9

Die Berge und die Hügel hüpften wie die Lämmer,
der dritte Teil der Bäume verbrannte,
der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut.
(…) (…) (…)
Was ist mit dir, du Meer? Und mit euch, ihr
Bäume? Und mit euch, ihr Berge und Hügel?
(…)
Ich will die Menschen ausroden von der Erde.10

 

Aus dem Spanischen von Franziska Muche

© María Velasco und Franziska Muche

 

1 Anm. d. Übers.: aus dem Italienischen von Freiherr Friedrich von Falkenhausen, Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie, insel taschenbuch, Insel Verlag, 3. Auflage, Berlin 2021.

2 Anm. d. Übers.: zitiert nach dem Gedicht Liebe nach dem Tod von Francisco de Quevedo, aus dem Spanischen von Werner von Koppenfels.

3 Anm. d. Übers.: Der spanische Moderator Federico Jiménez Losantos moderiert das bekannte Morgenmagazin Federico a las ocho. Er gilt als rechtskonservativ; die fettgedruckten Sätze am Ende dieser Szene sind wörtliche Zitate aus seinen Sendungen.

4 Anm. d. Übers.: Im Original Podemos, zu Deutsch, „Wir schaffen das“, eine linkspopulistische spanische Partei, die 2014 aus der Bewegung des 15. März (Proteste in Spanien 2011/2012) hervorging.

5 Anm. d. Übers.: Julio Iglesias hat in vielen Sprachen gesungen; dieses Lied aber gibt es nicht auf Deutsch. Es erzählt aus männlicher Sicht den Übergang vom Mädchen zur Frau. Während seiner Konzerte holte Julio Iglesias oft Mädchen auf die Bühne und streichelte ihnen über den Kopf – die Mädchen wirkten dabei eher verängstigt.

6 Anm. d. Übers.: In Deutschland waren nach Umfragen 88 Prozent der Männer schon einmal bei einer Prostituierten, s. z. B. https://www.deutschlandfunk.de/prostitution-berlin-auf-dem-strich-100.html vom 18.1.2020, Zugriff 9.3.2022.

7 Anm. d. Übers.: Veinte poemas de amor y una canción desesperada ist eines der bekanntesten Werke des chilenischen Dichters Pablo Neruda.

8 Anm. der Übers.: Im Original das Duo Los del Río, ein bekanntes spanisches Volksmusikduo,
das seit den Sechzigerjahren zusammenspielt und ursprünglich den Hit Dale a tu cuerpo alegría Macarena schrieb.

9 Anm. der Übers.: Sprechgesang und Performance der chilenischen Gruppe Las Tesis (zu Deutsch: Die Doktorarbeiten), der die sexualisierte Gewalt anklagt und schnell zur globalen Protesthymne wurde.

10 Anm. d. Übers.: angelehnt an diverse Bibelstellen (Psalm 114, Offenbarung, Zefania 1,3) in der Über­setzung von Luther 2017 u. a.

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