Im Frühjahr 2003 besuchte ich Wolfgang Utzt in der Maskenbildnerei des Deutschen Theaters Berlin. Es war seine letzte Spielzeit. An der Wand der rotgeschminkte Mund von Inge Keller in Großaufnahme, auf dem Tisch ein Bildband von Francis Bacon. Zu jeder Premiere schenkte er sich einen neuen Band. Nun war es eine ganze Bibliothek geworden. Denn Utzt hatte 1960 als Praktikant am Haus angefangen. Da war er neunzehn Jahre alt. Aus dem Lautsprecher kamen Ansagen für die Schauspielstudenten, auf die Bühne zu kommen. Die waren in Dimiter Gotscheffs „Tod eines Handlungsreisenden“ ein Chor der gierigen Yuppies mit weißen Hemden und schwarzen Zungen im toten Gesicht. Irgendwann sagte einer von ihnen, Masken wären doch gar nicht mehr in Mode. Mode? Bei solchen Worten konnte sich der freundliche Patriarch, der Utzt war, in einen strafenden Gott verwandeln. Wenn er Glück hatte, kam der Ahnungslose mit einem Vortrag über die Rolle der Maske in der Geschichte des Theaters davon. Theater ist die spielgewordene Maske!
Die Maske nimmt dem Schauspieler sein Gesicht. Das weckt in ihm berechtigte Ängste. Aber sie gibt ihm dafür auch etwas zurück: fremde Gesichter, die er ausprobieren kann. Aber diese sind nicht ausgearbeitet, holen sich das Besondere aus dem Allgemeinen, nicht...