Was genau in diesem Zwei-Personen-Stück des Briten Philip Ridley verhandelt wird, ist gar nicht so leicht zu sagen. Ein Paar am Ende? Oder doch nicht ganz? Kleinbürgerliche Eheleute, die sich den Hang zum Alkoholismus vorwerfen? Eine zeitgenössische Version von Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“? Oder, im Gegenteil, ein aufgeklärtes Duo in mittleren Jahren, das im Wohnzimmer seine Sexfantasien auslebt, in denen Seeschlangen, Wale und Affen eine Rolle spielen? Oder aber ein verzweifeltes Touristenpärchen, das nach einem Tsunami auf einer verlassenen Insel gestrandet ist?
Es liegt wohl an dieser Vieldeutigkeit und Hermetik, dass nach der Londoner Uraufführung von „Tender Napalm“ vor einigen Jahren bisher keine deutschsprachige Aufführung stattfand, nicht einmal eine Übersetzung vorlag. Bis sich das winzige Bochumer Prinzregenttheater sozusagen erbarmte, sich von der Regieassistentin Kerstin Sommer eine (einwandfreie) Übersetzung anfertigen ließ und den Text zur deutschen Erstaufführung brachte. Und es zeigt sich: Das Stück ist nicht nur gut spielbar, es bietet großartige Rollen für Corinna Pohlmann und Ronny Miersch, ein Hin-und-Hergerissen-Sein zwischen verbalen Gewaltexzessen und tiefer Zärtlichkeit. „Tender“ heißt laut Wörterbuch nicht nur zart und zärtlich, sondern auch schmerzempfindlich.
Der Anfang der Inszenierung, in der Regie von Frank Weiß, ist lautlos, Mann und Frau (Namen tragen sie...