Werner Fritsch ist der oberpfälzische Weißmagier unter den Theaterdichtern. In den achtziger Jahren lernt er bei Herbert Achternbusch und Alejandro Jodorowsky, die ihm gleichermaßen zur Reflexion der bayerischen Provinz sowie der Weltbühne raten. Fritsch ist bekennender Eklektizist, und so wundert es nicht, wenn seine Collage „Shakespeares Schädel in Fausts Faust“ sich ohne große Verschleierung einem vielfältigen ikonographischen Kosmos – von Aristoteles bis Zillertaler Schürzenjäger – bedient. Dass das Theater Regensburg den lokalen Sonderling, nach der ersten Zusammenarbeit „Enigma Emmy Göring“ im Jahre 2013, diesmal mit einem Auftragswerk betraut, erweist sich als wahrer Glücksgriff für das Haus in der Domstadt, das sich in der Vergangenheit öfter und nicht zu Unrecht dem Vorwurf des provinziellen Muffs aussetzen musste.
Bernd Liepold-Mosser inszeniert Fritschs Suche nach einer besseren Welt, die Venus-Utopie als ein Gegenpol zum römischen Kriegsgott Mars. Überraschend, und anders als bei den Vorbildern des Autors, gibt es in diesem Stück keine dionysischen Orgien mit Blut, Kot und Farbe. Karla Fehlenberg, die für die Ausstattung verantwortlich zeichnet, konstruiert eine klinische, monochrom-weiße Bühne, die sich im Laufe des Abends zu einem feuchten Limbus fernab des böhmischen Meeres verwandelt. Diese ausgezeichnete Kulisse ist wichtig, denn Fritschs Textkonvolut erschöpft sich recht schnell in Shakespeare-Fragmenten und dem...