Als Regisseur im deutschen Stadttheater ist Toshiki Okada gewissermaßen eine Erfindung von Matthias Lilienthal. Mit seiner eigenen Truppe, der chelfitsch company, war der heute 46-jährige Japaner zwar schon früher zu Gast auf Festivals hierzulande. Aber erst Lilienthal gewann ihn für eine Inszenierung in Deutschland. Bei „Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech“ (2016, am Ende von Lilienthals erster Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele) handelte es sich um das Remake einer chelfitsch-Produktion: ein Abend über die sich in der seelischen Deformation von Angestellten abzeichnenden Auswüchse der Arbeitswelt, die in Japan noch absurdere Blüten zu treiben scheinen als anderswo – mit dem Effekt, dass Okadas Stück (er ist stets Autor und Regisseur in Personalunion) wie die Überzeichnung hiesiger Verhältnisse hin zur Kenntlichkeit wirkte.
In Japans Leistungsgesellschaft, so scheint es, nehmen Entwicklungen, die sich in den meisten Ländern der ersten Welt beobachten lassen, besonders extreme Formen an, weshalb die entsprechenden Erscheinungen dort auch häufig Namen bekommen. Manchen mittlerweile auch bei uns geläufig ist beispielsweise der Begriff „Karōshi“ zur Bezeichnung des Todes durch Überarbeitung.
Um ein anderes Phänomen nun dreht sich „The Vacuum Cleaner“: um die sogenannten „Hikikomori“ – erwachsene Menschen jenseits der vierzig, die sich restlos ins Private zurückgezogen haben, weil...