Auftritt
Opernhaus Zürich: Großes Kino
„Amerika“ nach dem gleichnamigen Roman und Franz Kafka – Libretto Roman Haubenstock-Ramati, Musikalische Leitung Gabriel Feltz, Inszenierung Sebastian Baumgarten, Ausstattung Christina Schmitt, Choreografie Takao Baba, Video Robi Voigt
von Elisabeth Feller
Assoziationen: Schweiz Theaterkritiken Musiktheater Sebastian Baumgarten Opernhaus Zürich
„Alles ist da“, lautet die Forderung des Komponisten Roman Haubenstock-Ramati zu seiner Oper „Amerika“. Sie basiert auf dem Fragment gebliebenen „Der Verschollene“ von Franz Kafka, an dessen hundersten Todestag 2024 weltweit gedacht wird. Haubenstock-Ramatis mit neuen Notationsformen aufwartendes Werk wurde 1966 in Berlin uraufgeführt und seitdem nur noch zweimal im Theater gezeigt: 1992 in Graz und 2002 in Bielefeld. Im Kafka-Jahr befasst sich nun das Opernhaus Zürich mit einer oft als unspielbar bezeichneten Oper, die sich in Zürich u.a. nach Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“ Wolfgang Rihms „Hamletmaschine“ und Helmut Lachenmanns „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ nahtlos in die Serie zeitgenössischen Musiktheaters reiht.
Wer sich mit „Amerika“ auseinandersetzen will, tut gut daran, sich an den eingangs erwähnten Satz zu erinnern. Denn das, was die Oper will und was in Sebastian Baumgartens Regie und mit Gabriel Feltz’ musikalischer Leitung beglückend erfüllt wird, ist blanker Wahnsinn. Aber, übergibt man sofort Hamlet das Wort: „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“.
Zum Wahnsinn gehört, dass sich zur live und formidabel spielenden Philharmonia Zürich im Graben weitere, per Tonband zugespielte Klangkörper gesellen. Das Stück sieht neben mehr als zwanzig, auf neun Solistinnen und Solisten verteilte Rollen, ebenfalls ab Band kommende Sprechchöre vor....
Erschienen am 6.3.2024
