Bericht
Stiller Abbau?
Dem nationalen Kunst- und Theaterinstitut Tschechiens droht eine zweifelhafte Umstrukturierung
von Lara Wenzel
Erschienen in: Theater der Zeit: Florentina Holzinger – Performing Power (04/2025)
Assoziationen: Europa Dossier: Tschechien

Von der Organisation der Prager Quadrenniale, dem größten Festival für Szenografie weltweit, über die Professionalisierung der tschechischen Kunstszene bis zur Archivierung des nationalen Theaters – das Kunst- und Theaterinstitut (IDU) vereint unzählige Aufgaben. Von außen ist es schwer, den Umfang und die Bedeutung dieser Institution für das tschechische Theater zu erfassen. Ein Äquivalent in Deutschland gibt es dazu nicht. Dass das tschechische Ministerium für Kultur plötzlich ankündigte, das IDU mit dem Nationalen Informations- und Beratungszentrum für Kultur (NIPOS) zu fusionieren, erregte nationalen und internationalen Protest. Im Jahr 2007 hatte der damalige Kulturminister Václav Jehlička einen ähnlichen Plan angebracht, um Einsparungen in den beiden dem Ministerium unterstellten Institutionen zu erwirken. Was damals abgewendet wurde, scheint heute mit größerem Nachdruck vorangetrieben zu werden. Auch bei Ondřej Svoboda, dem stellvertretenden Leiter des Theater Instituts, traf diese Ankündigung auf Unverständnis: „Beide Institutionen erfüllen eine wichtige Aufgabe, aber sie richten sich an verschiedene Zielgruppen. Das IDU fokussiert sich auf die Förderung der professionellen Kunstszene und übernimmt im Bereich Theater auch die Dokumentation, Sammlung und Forschung, während sich NIPOS der Förderung von regionaler, nicht-professioneller Kultur widmet. Uns ist nicht klar, welche Vorteile es bringen soll, wenn diese Institutionen in kurzer Zeit zusammengeführt werden und wir wurden...