Die wahre Größe einer Schauspielerin zeigt sich nicht unbedingt nur auf der Bühne. Sondern, zum Beispiel, auch bei einer Preisverleihung. Lob aushalten – eine echte Königsdisziplin. Jutta Lampe hat sie beherrscht, glänzend sogar, was an einem unvergesslichen Abend in der Berliner Akademie der Künste nachhaltig sichtbar wurde. Auf dem Programm stand damals, 2010, die Verleihung des Joana-Maria-Gorvin-Preises an die Künstlerin. Nacheinander paradierten Weggefährtinnen und Weggefährten über die Bühne, um eine längst versunkene Theaterepoche zu beschwören. Und selbstredend, um Lob und Anekdoten über Lampe auszuschütten.
„Du bist die personifizierte Anmut und als solche ein ewiges Versprechen“, schwärmte Ernst Stötzner, der Moderator der Zeremonie, in Lampes Richtung. Nicht ohne vielsagend hinterherzuschicken, dass Versprechen naturgemäß unerfüllt bleiben müssten. „Es ist relativ einfach“, verkündete der Grand Monsieur Peter Stein, „sie ist ein Futter für jeden Regisseur.“ Schließlich lasse sie einen spüren, dass sie unbedingt angesehen werden wolle. Und wer hätte das besser wissen können als Stein, bei dem Lampe erstmals 1967 in Bremen gespielt hatte, als Lady Milford in „Kabale und Liebe“, mit dem zusammen sie die Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin gründete und drei Jahrzehnte lang prägte, für eine Weile auch als privates Paar. „Wie wunderbar du dich verwandeln konntest, auch mit...