Dorte Lena Eilers: Wir wollen über neue Räume in der Oper sprechen. Ludger Engels, Sie inszenieren in Freiburg gerade die Oper „Zaide/Adama“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Chaya Czernowin. Das Stück handelt von der Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser. Sie haben eine Straße quer durchs Opernhaus legen lassen. Chor und Orchester sind räumlich geteilt. Die Zuschauer sitzen drum herum. Warum braucht es dieses Arrangement, um von dem in der Oper verhandelten Nahostkonflikt zu erzählen?
Ludger Engels: Die Idee ist eigentlich aus dem Inhalt entstanden. Der Abend besteht musikalisch aus zwei Ebenen: dem Opernfragment „Zaide“ von Mozart, dem der Schluss fehlt, und einer Fort- und Überschreibung der israelischen Komponistin Chaya Czernowin, die sie einst für die Salzburger Festspiele geschrieben hatte. Sie hat die Liebesgeschichte mit ins Spiel gebracht. Mir aber fehlte da noch eine öffentliche Stimme. So kamen wir auf einen Chor. Uns war wichtig, den Alltag von heute reinzuholen. Es gibt in Israel diese „Shaming Videos“ auf YouTube, die zeigen, wie Gewalt entsteht, auf der Straße, im Supermarkt, in ganz banalen, alltäglichen Situationen, beispielsweise eine Frau an der Kasse, die von Israelis angemacht wird, weil sie Palästinenserin ist. Wir haben diese öffentliche Alltagssprache genommen und daraus einen Chor...