Suppenduft wabert über Heilbronn. In der Industriestadt produziert nicht nur die Firma Knorr ihre Soßen. Arbeiterkultur hat da einen hohen Stellenwert. Und es gibt ein Stadtviertel namens „Hawaii“, dessen Ruf von Drogen und Kriminalität geprägt ist. Das ist alles andere als ein Sehnsuchtsort, wie der Name suggeriert. Der Journalist Cihan Acar hat einen Roman geschrieben, der die Risse in der Gesellschaft der schwäbischen Stadt offenbart. Dort leben Menschen aus 154 Nationen. Das scharfe Zeitporträt des 257 Seiten starken Romans hat der Berliner Regisseur Nurkan Erpulat nun am Theater Heilbronn zum ersten Mal auf die Bühne gebracht. Im Zeitraffer zeichnet das junge Ensemble des Stadttheaters das Bild einer Stadt, in der Welten auseinanderklaffen.
„HNX“ ist in riesigen, leuchtenden Lettern auf Gitti Scherers Bühne zu lesen. Daneben steht ein rotes Schrottauto. Damit lenkt die Ausstatterin in der Uraufführung den Blick auf die „Bronx“ der Großstadt, in der rund 126 000 Menschen aus unterschiedlichen Kulturen leben. In Acars schroffem, sprachlich fast farblosem Roman liefern sich nicht nur Gangs erbitterte Kämpfe. Die rechtsradikale Bürgerbewegung „Heilbronn, wach auf“ kämpft gegen die „Kankas“ (deutsch: Blutsbrüder). Dazwischen flaniert Kemal Arslan durch schmutzige Straßen, deren Menschen um eine gemeinsame Identität ringen. Acar, der HipHop und Fußball liebt, ist...