Gespräch
Wer liest noch Dramen? oder: Plädoyer für die Pause Herausforderungen der Gegenwartsdramatik
Ein Gespräch zwischen Anne Fleig und Hannah von Sass
von Anne Fleig und Hannah von Sass
Erschienen in: Lektionen 8: Neue Dramatik (10/2025)
Hannah von Sass: Wenn man sich mit Gegenwartsdramatik befasst, kommt schnell die Frage auf, was Gegenwart eigentlich ist. Es gibt verschiedene Ansätze, dies zu beantworten, etwa eine historische Setzung. Oder man konzentriert sich auf Theatertexte von lebenden Autor:innen. Im Netzwerk Untersuchungen zur Gegenwartsdramatik haben wir uns gefragt, welche Herausforderungen sich uns aus Forscher:innenperspektive gegenwärtig stellen, wenn wir uns mit jüngeren Theatertexten auseinandersetzen. In diesem Band versuchen wir, die Herausforderungen zu benennen und verschiedene Zugänge zum Theatertext zu erfassen. Daraus ergibt sich eine Suchbewegung, die durchaus auch Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten mit sich bringt. So beschäftigt uns etwa die Frage, wie man sich der erneuten Hinwendung zum Figürlichen, zum Chorischen, zur Kollektivität annähern kann. Mit anderen Worten: Was kommt nach der Postdramatik, sofern man diese überhaupt als gegeben hinnimmt? Aus wissenschaftlicher Sicht stellt sich die Frage, welches Vokabular uns überhaupt zur Verfügung steht? Fehlen uns vielleicht Begriffe oder auch Methoden zur Untersuchung von Gegenwartsdramatik? Welche Inhalte, welche formalen Tendenzen gibt es und welche konkreten Optionen haben wir in der theoretischen Annäherung an diese oft auch rätselhaften Texte? Und schließlich: Was heißt es überhaupt, einen Theatertext zu lesen? Wo findet man neue dramatische Literatur eigentlich? Wie geht man mit der Differenz von Text...