Was auf der Bühne zwischen den Flaschen diverser Alkoholika auf spärlich beleuchteter Discotanzfläche mit Zigarettendunst gespielt wird, meist frontal an der Rampe, will keine genuine DDR-Jugenderzählung sein. Die Inszenierung will vorpolitische Rebellion mittels ästhetisch-individualistischer Pose Selbstzweck sein lassen, will Skizze eines Sommers, einer Jugend sein. Diese hätte sich – so die Botschaft des Abends an das Publikum des Hans Otto Theaters Potsdam – überall so oder so ähnlich ereignen können, spielt nun aber zufällig hier, in Potsdam. Das Identifikationspotenzial ist demensprechend hoch, das Aufkommen nostalgischer Gefühle einkalkuliert. Es ist das Jahr 1985. Der 16-jährige Protagonist René, seine gleichaltrigen Freunde und wechselnden Liebschaften verleben sorglose Wochen, die sie mit Telefonaten zur Beteuerung der ersten Liebe, New-Wave-Musik und Baudelaire-Lektüre füllen. Renés Vater ist auf Abrüstungsverhandlungen in Genf und hinterlässt dem Sohn ein schlechtes Gewissen in Form von 1000 Mark (wer sich den Betrag nicht merken kann, der darf die Zahl auf der die Bühne nach hinten begrenzenden Tafel in der Optik halb zerbrochenen Glases nachlesen), sodass sich der adoleszente Melancholiker, wie ihn André Kubiczek in seiner autobiografisch angelegten Romanvorlage zeichnet, sieben Wochen lang alterstypischen Erfahrungen hingeben kann. Eine Zeit wie vorbeiziehende Wolken, wie „ein Stück Zucker“, das langsam schmilzt.
Die Darstellung der...