Impulse
Rechte, keine Wohltaten
Der Stand der inklusiven, performativen Künste in Großbritannien
von Kaite O’Reilly
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: All Abled Arts – Notizen zu Inklusion an einem Stadttheater (06/2024)
Assoziationen: Europa Dossier: Inklusion
An den Anfang stelle ich einfach mal eine Behauptung: Sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland ist Diskriminierung in unseren Einrichtungen, gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Vereinen zutiefst verwurzelt. Behindertenfeindlichkeit ist systembedingt, und obwohl ich das allgemeine Interesse an inklusiver Arbeit gut finde, müssen wir doch mehr ändern, als nur die Zusammensetzung unserer Theaterkompanien, um wirklich etwas umzugestalten.
Von 2012 bis 2018 war ich Stipendiatin des internationalen Forschungszentrums Interweaving Performance Cultures an der Freien Universität Berlin. In dieser Zeit reflektierte ich über meine interkulturelle Arbeit als Dramatikerin und Dramaturgin, die sich zwischen „Disability Culture“ und den sogenannten „Mainstream-Kulturen“ bewegte. Während dieser ausgedehnten Besuche in Berlin begann ich, wesentliche historische, politische und kulturelle Unterschiede zwischen Großbritannien und Deutschland bezüglich der Grundhaltung und Herangehensweise an Kunst von Menschen mit Behinderung und Inklusivität zu bemerken. Ich war erschüttert über die Unzugänglichkeit der deutschen Infrastruktur und des Verkehrsnetzes, das Fehlen von Menschen mit Behinderung im öffentlichen Raum und den Mangel eines jeglichen sinnträchtigen kulturellen Angebots unter Leitung von Personen mit Behinderung.
Großbritannien und die USA unterscheiden sich vom restlichen Europa und eigentlich vom Rest der Welt dadurch, dass unsere kulturellen Ausdrucksformen – Disablity Arts und Gehörlosenkunst – aus der Bürgerrechtsbewegung heraus entstanden sind: Rechte, keine...