Jacqueline Surer: Sebastian, Deine Diplomarbeit „Romeo und Julia“ hat im Herbst Premiere im Figurentheater St.Gallen, das von deinem Vater fast 30 Jahre geleitet wurde. Was hat dich dazu bewogen, das Stück in St. Gallen zu inszenieren?
Sebastian Ryser: Ich hatte schon vor längerem beschlossen, für meine Abschlussarbeit ein Regie-Projekt in der freien Szene zu machen. Vor etwa einem Jahr sprach ich mit Frauke Jacobi darüber, der jetzigen Leiterin des Figurentheaters. Im Gespräch entstand die Idee, zusammen ein Stück zu machen. Frauke steht auf der Bühne, ich führe Regie.
Was hat dich an „Romeo und Julia“ gereizt?
Mich interessiert der Mythos dieses Stücks. Jeder kennt die Geschichte von Romeo und Julia. Die beiden haben sich auf Theaterbühnen, in Kinofilmen, in Opernhäusern oder in Englischstunden schon Millionen Mal verliebt und sind Millionen Mal gestorben. Die Inszenierung kreist um diesen Mythos. Das Stück spielt im grossen „Romeo und Julia-Archiv“, wo alles verwahrt ist, was mit der Geschichte zu tun hat. Sämtliche Schauspielerinnen und Schauspieler, die je Romeo und Julia gespielt haben, sind dort eingelagert. Aber auch der schlechteste Aufsatz, der je zu dem Thema geschrieben wurde, oder der Angstseufzer einer Julia-Darstellerin kurz vor ihrem Auftritt. Frauke spielt die Verwalterin, die sich um...