Sarah Müller, Adrian Marthaler, das Schweizer Theatertreffen geht im Juni in Winterthur in die zweite Runde. Das Erste, was auffällt: Sie haben die Jury abgeschafft oder, besser gesagt: umbenannt. Die Jury heißt jetzt Kuratorium. Warum?
Adrian Marthaler: Eine Jury hat immer den Beigeschmack, das sogenannte Beste auszuwählen. Aber eben – was heißt das: das Beste? Das Alleinstellungsmerkmal des Schweizer Theatertreffens ist ja sein Sprachregionen und Kulturräume übergreifender Charakter. Es gibt kein Gesetz, dass immer eine Inszenierung aus dem Tessin, aus der Romandie, aus der Deutschschweiz dabei sein muss, aber es ist ein Ziel. Ein Kuratorium ist ja ein Gremium, das nach bestimmten Gesichtspunkten eine Auswahl trifft. In unserem Kuratorium sitzen Leute aus allen Sprachregionen und Kulturräumen und kuratieren sozusagen eine repräsentative Auswahl.
Das heißt, es ist auch eine bewusste Abgrenzung vom Berliner Theatertreffen, das in seinem Best-of- bzw. Most-remarkable-Charakter auch immer etwas von Sportveranstaltung hat und wo im Vorfeld immer alle ganz aufgeregt sind, wenn es heißt: Die Jury sitzt im Publikum. Das klingt gleich irgendwie nach Schiedsgericht. Haben Sie Einblick in die Kriterien des Kuratoriums?
Sarah Müller: Unsere Geschäftsführerin Kathrin Lötscher ist bei den Sitzungen mit dabei.
Marthaler: Wir nur bei der Schlusssitzung. Das Kuratorium soll ja unabhängig sein....