Das polnische Theater gehört seit jeher zu den besten und eigenständigsten Bühnenlandschaften Europas. Zu Sowjetzeiten war es der Ort des Widerstands und der nationalen Identität, und mit Jerzy Grotowski und Tadeusz Kantor beeinflusste es das Welttheater. Heute demonstrieren deren Nachfolger ihre Kraft, kann das Land mit dem Altmeister Krystian Lupa und seinen Schülern Krzysztof Warlikowski und Grzegorz Jarzyna drei der wichtigsten Regisseure Europas vorweisen. Doch das Trio ist nur die Spitze des Eisbergs – von Jan Klata und Barbara Wysocka bis zu Monika Strzępka / Paweł Demirski zeigt eine neue Generation ihre Krallen und Samtpfoten.
Krzysztof Warlikowski, dessen Vorname schon manchem nichtpolnischen Kritiker beim Buchstabieren den Angstschweiß auf die Stirn trieb, wurde 1962 in Stettin geboren. Er brauchte lange, bis er zur Bühne fand, studierte zunächst Geschichte, Philologie und Philosophie in Krakau, bevor er sich unter dem Einfluss des dort arbeitenden Krystian Lupa fürs Theater zu interessieren begann. Lupa war damals noch keine Ikone, sondern höchst umstritten, und gerade das scheint den Studenten angezogen zu haben – er wurde sein Meisterschüler. Niemand sonst kommt der Essenz des Lupa-Theaters, seiner nüchternen Ekstase und magischen Sinnlichkeit heute so nahe wie er, nur sind Warlikowskis Farben greller, morbider, auch weniger absolutistisch.
„Ich war...