Herr Kurejtschik, Ihr Stück „Die Beleidigten. Belarus(sland)“ kreist um die manipulierten Präsidentschaftswahlen in Belarus im August 2020, in deren Folge es zu Protesten kam, die mit aller Gewalt niedergeschlagen wurden. Wie haben Sie diese Tage persönlich erlebt?
Wie viele Menschen in Belarus war ich von einer Welle der Hoffnung erfasst. Es schien, als sei Veränderung tatsächlich möglich. Ich war 14 Jahre alt, als Lukaschenko an die Macht kam. Heute bin ich 41, habe zwei Kinder, und er ist immer noch im Amt. Politische Aktivistinnen und Aktivisten, die Intelligenzija, Menschen aus dem Kulturbetrieb, aber auch ganz normale Leute fühlten, dass der Moment gekommen war, ihn loszuwerden. Ich war beteiligt an der Wahlkampagne von Swetlana Tichanowskaja, die gegen Lukaschenko angetreten ist, und habe geholfen, ihre Auftritte vorzubereiten. Swetlana und ihre Mitstreiterinnen Maria Kalesnikawa und Veronika Zepkalo waren ja keine Politikerinnen und hatten entsprechend keine Erfahrung mit öffentlichen Reden. Ich selbst habe auf der größten Kundgebung in Minsk vor der Wahl gesprochen – über die Zukunft, über das Land, das ich mir für meine Kinder wünsche. Die Stimmung war superoptimistisch.
Nach der Wahl sah die Lage schlagartig anders aus.
Auf der Straße haben sich bürgerkriegsartige Szenen abgespielt, ich hätte nie gedacht, dass so...