„Alles Gute kommt von unten“, sagt Max Edgar Freitag. Und schon steht die Welt kopf. Vertigo nennen Mediziner den Zustand, wenn das Bild vor dem eigenen Auge plötzlich kippt, Räume sich anfangen zu drehen und Böden in rasender Geschwindigkeit auf einen zustürzen. Wer lange genug auf die an der Bühnenrückwand kreisende schwarz-weiße Spirale starrt, die an die optische Kunst der italienischen Op-Art-Künstlerin Marina Apollonio erinnert (Design Dirk Lebahn, Bühne Isolde Wittke), dreht sich förmlich mit. Auch der Bühnenboden ist mit schwarz-weißen Kreisen überzogen. Ein Labyrinth, dessen Zentrum in eine Tiefe verweist, die auch John Ferguson, den Polizisten aus Alfred Hitchcocks gleichnamigem Psychothriller, magisch anzog. Gedanken an eine Flucht? Zwecklos. Damit könnte die Geschichte, die die beiden Performer des Theaters Thikwa, Max Edgar Freitag und Frank Schulz, gemeinsam mit den Thikwa-Musikern Alexander Maulwurf und Louis Edler erzählen, bitter enden. Autismus heißt der Begriff, mit dem Mediziner die vermeintliche Disposition beschreiben, um die es in „Vertigo“ in der Regie von Gerd Hartmann geht. Ein endloses Kreisen im eigenen Körper, Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten samt Handlungsstereotypien. Stempel drauf. Fertig. Doch wer definiert hier eigentlich die Kategorien?
Gut und böse. Gott und Teufel. Klare Kontraste sind für unkomplizierte Denker immer bequem. Der Mensch hat...