Treffen sich drei, sagen wir mal, Drehbuchautoren auf der Studiobühne des Kieler Schauspielhauses und platzen geradezu vor Einfällen, ein Stück zu schreiben. In Amsterdam soll es spielen, so viel steht fest. Ist die Grachtenmetropole doch, trotz des Erfolgs der rechtspopulistischen Partei von Geert Wilders, ein Symbol für Weltoffenheit und lobt sich selbst im Stadtwappen für die Widerstandsverdienste im Zweiten Weltkrieg mit den Worten „Heldhaftig, Vastberaden, Barmhartig“ – also heldenhaft, entschlossen, barmherzig. Gerade diese Stadt müsste ja ein prima Kontrastmittel abgeben für ein Schauspiel über die Folgen ererbter Traumata nach dem Holocaust und der Kollaboration mit den Nationalsozialisten. Mehr noch: Sie böte damit den perfekten Ort, um über jüdische Identität in Europa sowie die Gegenwart von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit nachzudenken. So fantasiert das namenlose Trio eine jüdisch-israelische Geigerin hochschwanger in einen schnieken Loft an der Keizersgracht. Vermuten soll sie, dass es auch in den Hirnen und Herzen der Amsterdamer Bürger von Gefühlen des Mistrauens gegenüber Ausländern nur so wimmelt und Ressentiments unausgesprochen wuchern. Ihrem Gynäkologen könnte sie Antisemitismus andichten, einer Künstlerin Islamophobie, den Beamten empathielose Vorschriftentreue und dem ungeduldigen Typ da hinter ihr in der Supermarktschlange xenophobe Gedanken. Ja, der halte sie aufgrund ihres Äußeren bestimmt für eine Migrantin, die Niederländern...