Sexual Preferences: No blacks, no arabs, no asians. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Postcolonialism and Queerness erzählte einer der Panelist*innen über seine Rassismuserfahrungen auf schwulen Portalen wie GayRomeo und Grinder. Seine Conclusio aus den Anekdoten über Männer, die ihn aufgrund seiner Hautfarbe abgelehnt haben, war: „Hey, I do not wanna police desires. If they don’t like it, they don’t.“
Das hat mich verblüfft. Heißt das, das Begehren steht außerhalb von uns, von den Strukturen, in denen wir uns bewegen? Ist Begehren etwas Unantastbares, Indiskutables, vielleicht gerade deswegen so aufregend, weil nicht moralischen Normen unterzogen, weil nicht pc?
Vielleicht sind unsere Gefühle das letzte Große, woran wir glauben wollen. Gott, Karma, Kommunismus stehen momentan nicht hoch im Kurs. Jedenfalls in den linksliberalen Kreisen, in denen wir, Theaterschaffende, uns gerne glauben. (Es scheint ein Naturgesetz zu sein: Wer am Theater arbeitet, ist links. Was auch immer darunter zu verstehen ist.) Aber Gefühle – Gefühle sind das, was noch bleibt. Wo wäre das Theater ohne Gefühle, wie hat Brecht sich das genau vorgestellt mit dem „nicht romantisch glotzen“, wie denn sonst? Wir postulieren unser individuelles Empfinden, verschaffen uns damit Gehör. Ich, der Mensch, empfinde. In dieser Taktilität bin ich verwundbar, fehlbar, somit...