Hörbücher als Kopftheater
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Sie haben Hörbücher von ganz verschiedenen Autoren gesprochen oder eingelesen, wie das ja nicht ganz zutreffend über eine solche Sprechgestaltung heißt. Paul Auster, Wolf Biermann, Botho Strauß, Daniel Kehlmann und James Joyce zum Beispiel. Warum ist das Hörbuch für Sie interessant?
Das ist Kopftheater. Von Buchstabe zu Buchstabe entwickelt sich eine ganze Welt. Deshalb kommt es da ja auch auf die Buchstabentreue an. Wenn etwas im Manuskript verdruckt ist, stimmt das Ganze schon nicht mehr. Es ist wichtig, dass es Kohärenz hat. Andererseits ist es wie ein Generationensprung zurück, als das Kind etwas von den Eltern oder Großeltern vorgelesen bekam. Das Geschichtenerzählen ist sehr intim, ist ein Vorgang zwischen nur zwei Personen. Wahrscheinlich hören die meisten Leute deshalb Hörbücher für sich allein. Sie sind für einen Zuhörer gemacht.
Das Kopftheater findet zuerst im Sprecher statt. Wie bereiten Sie das vor?
Eigentlich nur durch das intensive Lesen des Texts. Man muss den direkten Eindruck vermitteln, aber vorher einmal den Blick aufs Ganze gehabt haben. Ich nehme mir nicht vor, dass ich das an dieser Stelle so und so charakterisiere, als Teil eines großen Plans, das finde ich nicht interessant. Denn den Weg, den der Hörer nimmt, sollte man auch als Vorleser...