Die Bühne zeigt eine aufgerissene Hauswand. Als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Wohnung dahinter ist intakt, die Menschen sind es nicht. Martha und George sind seit über 20 Jahren verheiratet. Er ist Geschichtsprofessor, ihr Vater der Dekan der Universität. Es ist schon weit nach Mitternacht, sie kommen von einer Party.
George ist müde, Martha hat noch ein junges Paar eingeladen, den neuen jungen Biologieprofessor Nick mit seiner Frau Honey. Dass es sich dabei um mehr als einen kleinen Absacker handelt, ist gleich klar. Martha vibriert vor Energie. Der erste Akt des Stücks „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ trägt den Titel „Gesellschaftsspiele“. Martha und George haben ihren eigenen Stil entwickelt, um ihre Ehe in Schwung zu halten. Sie holen sich Publikum in ihre Wohnung, um sich lustvoll zu quälen und zu demütigen. Die Gäste werden Teil des Spiels. Und schnell stellt sich heraus, dass auch Nick und Honey keine einfache Beziehung haben.
Seit der Uraufführung des Stücks sind die Gesellschaftsspiele ausgefeilter und persönlicher geworden. Bei „Wahrheit oder Pflicht“ und manchen Rollenspielen geht es manchmal an die Grenzen der Teilnehmenden, und eben darin liegt der Reiz. Doch auch aus heutiger Sicht ist Edward Albees Stück kein bisschen veraltet. Martha und George...
Erschienen am 5.2.2023
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