Während der Finanzkrise begab es sich in Griechenland, dass spielende Kinder in einer Ruine ein großes Bündel Geldscheine fanden. Was taten sie? Natürlich, sie zerrissen die Scheine. Mit Gespür für die Symbolik der Szene kann man darin einen Akt der Entfetischisierung sehen; daher wurde sie zur Grundidee der Adaption des Romans „Cosmopolis“ von Don DeLillo – der letzten Inszenierung von Johan Simons während seiner Intendanz der Ruhrtriennale. Bettina Pommer hat einen Teil der gigantischen Bochumer Jahrhunderthalle in einen Spielplatz verwandelt – die Zuschauertribüne steht im Querschiff. Die vier Schauspieler tragen kurze Hosen, sie wippen oder buddeln in der Sandkiste. Denn Eric Packer, DeLillos Protagonist, tut als Spekulant im Endeffekt nichts anderes als jene unschuldigen griechischen Kinder: Er fetischisiert das Geld nicht, sondern, im Gegenteil, er vernichtet es – egal, ob es sich um das „alte Geld“ seiner Frau oder um das durch Spekulationen erworbene „neue Geld“ handelt: Am Schluss ist nichts übrig. Die weiße Stretchlimousine, mit welcher der Romanheld sich durch New York kutschieren lässt, verliert sich als Modellauto in der Weite der Bühne, ein Symbol der Einsamkeit und der Resignation.
Johan Simons berichtet, er habe den Roman, den sein Dramaturg Koen Tachelet ihm vorschlug, nicht geliebt. Zu kalt, zu...