Geschrieben steht: Gott der Herr ließ eine Staude wachsen; die wuchs über Jena, dass sie Schatten gäbe seinem Haupt und ihm hülfe von seinem Unmut. Und Jena freute sich sehr über die Staude.
So geht die biblische Geschichte vom Wunderbaum, auch Rizinusbaum oder Christuspalme genannt, botanisch-lateinisch Ricinus communis, 2018 zur Giftpflanze des Jahres erklärt. Beim geringsten Verdacht einer Vergiftung, warnen Experten, solle man sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Im Neuen Testament ist sie schon am nächsten Morgen wieder verdorrt, tritt ansonsten zumindest in den Tropen aber als mehrjährige Pflanze auf – und zuletzt im thüringischen Jena als vierjährige. Sie hinterlässt dort einen vielversprechenden Ableger.
Womit wir dort angelangt wären, wo hier die Musik spielt: hart an der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Dort schlägt das höchst informative und gesellschaftlich relevante, sinnige und sinnliche, stets unterhaltsame Recherchetheater des niederländisch-flämischen Kollektivs Wunderbaum regelmäßig seine Zelte auf.
Zugegeben: Jene Staude in der Bibel wuchs nicht über Jena, sondern über Jona, den zuvor ein Fisch verschluckte und bald darauf wieder ausspuckte. In Jena, an der Saale hellem Strande, spuckte kein Fisch, eher schon ein Kreuzfahrtschiff die Wunderbaum-Crew wieder aus.
Auf Deck 16 der „AIDAprima“, im Nachtclub Nightfly, war sie eines Abends vor 300...