Sie haben sich entschieden, ihre Arbeit in einer sprachlichen Region anzusiedeln, die zwei Millionen Einwohner umfasst. Alle drei arbeiten hier, stehen seit mehreren Jahrzehnten im Dienst der Dynamik der darstellenden Künste, sind Spiegel einer sehr durchmischten Szene. Weit weg von Paris, weit weg von dessen leuchtturmartigen Institutionen, weit weg auch von den administrativen Räderwerken der großen Netzwerke. Ihre Formsprachen und künstlerischen Routen bewahren im Kern einen Mikrokosmos, der sich an seinem Status als Minderheit inspiriert oder auch reibt – Minderheit in Bezug auf die deutschsprachige Schweiz, Minderheit aber auch in Bezug auf die große, mal einschüchternde, mal beneidete, stets stimulierende französische Schwester. Wahrscheinlich erklärt sich teilweise gerade dadurch eine Eigenschaft, die Anne Bisang, Denis Maillefer und Massimo Furlan gemeinsam haben: das Bewusstsein von Differenz.
Die Revolutionärin – Anne Bisang
In mehreren Anläufen hat sich Anne Bisang in ihren Inszenierungen mit dem alle Normen durchbrechenden Schicksal der Deutschschweizerin Annemarie Schwarzenbach auseinandergesetzt, dieser Autorin und Reisenden des frühen 20. Jahrhunderts. Vielleicht, weil zu ihrem Weg auch das Exil gehörte und weil auch für Anne Bisang Leidenschaft immer ein wichtiger Motor war. Sie war es, die als erste Frau in dieser Funktion zwölf Jahre lang das wichtigste Theater der französischsprachigen Schweiz leitete, die...