Frau Grütters, nach Ihrer ersten Theaterreise im vergangenen Jahr in den Westen, ging es diesmal in den Osten. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie dort gewonnen?
Es war mir ein großes Anliegen, mich bei meiner zweiten Theaterreise über die aktuelle Arbeit der Theater gerade in den östlichen Bundesländern zu informieren. Im Vergleich zum Westen der Republik gibt es im Osten viel mehr Bühnen, auch viele kleine und mittlere. Um gerade diese Theater jenseits der Metropolen zu stärken, hat mein Haus im vergangenen Jahr den Theaterpreis des Bundes vergeben. Ich habe bei dieser zweiten Reise – in die Region, in die kleinen Orte – eine noch größere Nähe zu den Theatern mit ihren existenziellen Nöten empfunden. Hautnah war zu erleben, dass viele Häuser um Anerkennung und Wertschätzung, ja teilweise um ihr Überleben kämpfen. Gleichzeitig war es dann auch berührend zu sehen, wie zum Beispiel das Senftenberger Publikum mit seinem Theater über Wochen das 70. Jubiläum feierte: Das Theater wurde dort zum großen gesellschaftlichen Ereignis! Für mich war dieser Einblick in die regionalen Besonderheiten der Häuser eine wertvolle Erfahrung.
Bei der Gesprächsrunde in Chemnitz wurden viele Problemfelder angesprochen, sinkende Zuschauerzahlen, die abnehmende institutionelle Förderung, Haustarifverträge, die zum Nachteil der Beschäftigten sind, fehlendes Geld...