Die Bühne ist leer. Nur rechts steht eine übergroße Holzkiste, auf der in drei Sprachen das Wort „Hakenkreuz“ zu lesen ist; im Bühnenhintergrund türmen sich weiße Plastikgartenstühle auf. Die Spieler warten schon während des Einlasses auf ihr Publikum, sportlich-salopp gekleidet, mit schicken Turnschuhen an den Füßen. Eine Jugendclique oder Gang, aus der im Verlaufe des Stücks die Figuren hervorploppen.
Eingebettet als Teil des dezentralen und interdisziplinären Theaterprojekts „Kein Schlussstrich!“, das zehn Jahre nach Bekanntwerden des rechtsextremen Terrornetzwerks NSU dessen Taten und Hintergründe künstlerisch thematisiert – beteiligt sind zahlreiche Partner in 15 Städten –, hatte am Theaterhaus Jena „Sladek“ Premiere, ein Theaterabend nach Ödön von Horváths „Sladek oder die Schwarze Armee“, ergänzt mit Texten der Berliner Schriftstellerin Manja Präkels.
Geschrieben 1929, bildet Horváths Stück eine kassandrahafte Vorwegnahme dessen, was im Nationalsozialismus Wirklichkeit werden wird. Was bei Horváth noch als die Weimarer Republik zerstörende paramilitärische Organisation der Ultrarechten thematisiert wird (genannt: Die Schwarze Armee), kann als Menetekel der unter Himmlers Führerschaft 1929 neugegründeten SS im „Dritten Reich“ gelesen werden. Sladek legitimiert sich, ganz biologistisch, als Prototyp des Mitläufers, indem er als Selbstrechtfertigung mantrahaft den Satz von sich gibt: „In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht.“
In einem Interview reflektiert die...