Im deutschen Theater gab es schon lange keinen Richard III. mehr, der sich ins Gedächtnis eingegraben hätte. Der letzte dieser Art war wohl Thomas Thieme als dirty rich motherfucker in Luk Percevals Adaption von Shakespeares Historienzyklus unter dem Titel „Schlachten!“ (1999) – monologisierend mit einer Flasche Rotwein, geblendet von einem Scheinwerfer einsam gegen das Publikum wütend. Die in einem modernen Verständnis solistische Struktur des Königsdramas war damit einmal freigelegt. Raffinierte List gegen Gegner, Hybris und diese anfeuernde Selbstzweifel; das alles lauert und belauert sich in einer Figur, die sich – bei Shakespeare ab und zu, bei Perceval/Thieme ununterbrochen – direkt ans Publikum wendet: dieses abstößt und zu Verständnis verführt. Mitleid und Entsetzen nicht ausgeschlossen.
Lars Eidinger setzt in der Regie Thomas Ostermeiers seinen Richard III. in ein ähnlich direktes Verhältnis zum Publikum, als großteils bewundernder Zuschaupartner eines mörderischen Aufstiegs zur einsamen Macht, durchaus auch mit der Konnotation eines sich verbrennenden Bühnenstars, der Eidinger als viel diskutierter Hamlet der Ostermeier-Inszenierung von 2008 in diesem Shakespeare-Zusammenhang immer noch ist. Sein wichtigstes Requisit ist daher auch ein von oben hängendes Mikrofon mit Handlampe, mit dem Eidinger alle Ansprachen und inneren Monologe hinreißend vorführt; am Ende baumelt er daran wie an einem Galgen. Dass...