Bericht
Wo Masturbation auf Donauwalzer trifft
Das Festival Steirischer Herbst in Graz spielt in seiner 58. Ausgabe mit Verführungsszenarien
von Lina Wölfel
Assoziationen: Österreich Dossier: Festivals steirischer herbst
Erschienen am 23.9.2025

„NIE WIEDER FRIEDEN“ – drei Wörter, Schlagwörter, Kampfbegriffe, Slogans. Drei Wörter die so mit Bedeutung aufgeladen werden, dass wir scheinbar nicht mehr wissen, was sie eigentlich bedeuten. Drei Wörter, die sich gegen ihren Sinn instrumentalisieren lassen. Drei Wörter, die für sich stehen können und doch erst im Zusammenspiel ihre Wirkkraft entfalten. Drei Wörter, inspiriert von Ernst Tollers satirischem Theaterstück „Nie wieder Friede“ (1934-36), die Motto, Titel und Mahnung der diesjährigen Ausgabe des Steirischen Herbstes gleichermaßen sind. Drei Wörter, eine Anklage an ein Europa, das vom Faschismus gebannt war. War? Oder ist?
„Wir befinden uns in einer diskursiven Stunde Null“ eröffnet Intendantin Ekaterina Degot das Festival im Schauspielhaus Graz. Es gibt keinen Frieden und es gibt kein „nie wieder“. Nie wieder – das skandierten die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz nach dessen Befreiung im Januar 1945. Und heute? Institutionen, die gegründet wurden, um die Rückkehr von Krieg und Völkermord zu verhindern bröckeln. Der blutige Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, den Wladimir Putin mit einer Perversion des Begriffs „Frieden“ rechtfertigt, die israelische Regierung, die die Bedrohung durch einen neuen Holocaust als Legitimation nutzt, den Gaza-Krieg auf unbestimmte Zeit fortzusetzen, völkisch-nationale, nein rechtsextreme Parteien, die überall in Europa erstarken, weil sie Frieden vor „den...
Erschienen am 23.9.2025

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