Wo gibt es noch ein Theatergebäude, das so malerisch daliegt wie das des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin? Vis-à-vis dem Schloss, das auf seiner Halbinsel in den See ragt, rechts und links zur Seite die mecklenburgische Gemäldegalerie und der Sitz verschiedener Ministerien. So war das bei den Schweriner Großherzögen: Macht und Kunst sollten dicht beieinander sein, zumindest architektonisch.
An diesem so repräsentativen Ort erwartet man keine Krise wie die jetzige. Aber sie ist da, der Streit um Generalintendant Lars Tietje eskalierte in den vergangenen Monaten so heftig, dass man über die Grenzen von Stadt und Land hinaus aufmerkte. Was ist da los, gerade jetzt, wo man doch gehofft hatte, mittels des neuen Theaterpakts der Landesregierung die seit einem Vierteljahrhundert schwelende Dauerkrise befriedet zu haben?
Als ich mich dem Portal nähere, lese ich an einem darüberhängenden Banner den Satz von Arthur Miller: „Man möchte das kleine Lämpchen Humanität in die Finsternis tragen.“ Ein schönes Motto, gerade weil es sich nicht vordergründig optimistisch gibt. Aber wer begreift es hier in seiner täglichen Arbeit als Credo? Rechts am Eingang ein Schaukasten mit dem Plakat von Ernst Lubitschs Tragikkomödie „Sein oder Nichtsein“, die Steffi Kühnert hier im vergangenen Jahr so erfolgreich inszeniert hat. Da steht,...