„Amerika: Kein Landen möglich. Die Bedingungen waren unmöglich, auch meine pers(önliche) Unfähigkeit, mich anzupassen“, schrieb Piscator 1956 in sein Tagebuch. Den Begriff „politisches Theater“ habe der Erfinder des politischen Theaters in den zwölf Jahren seines New Yorker Exils niemals erwähnt, schreibt Herausgeber Michael Lahr im Vorwort zu seinem zweisprachigen Interviewband „Piscators Erbe lebt weiter“.
Piscator kommt im Jahr 1940 in die Stadt, die während der Kriegsjahre zum Fluchtpunkt jüdischer und verfemter Künstler und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland wird. In Europa ist er durch seine aufsehenerregenden revueartigen Inszenierungen berühmt, auf Augenhöhe mit Brecht. Doch anders als erhofft, findet Piscator am Broadway keine Geldgeber für seine Fassung von „Krieg und Frieden“. In der neuen Welt bemisst sich das Prädikat „wertvoll“ zuerst am Füllstand der Abendkasse. Der Broadway verlangt Entertainment. Piscator erhält immerhin einen Aufenthaltstitel als akademischer Lehrer, gibt über zehn Jahre am neu gegründeten Dramatic Workshop der New School for Social Research seine Ideen an Studenten weiter. Regelmäßig bringt er mit ihnen Inszenierungen auf die kleinen Bühnen, auf denen die Studierenden das Gelernte ausprobieren. Was ist in der New Yorker Theaterszene von Piscator geblieben?
Michael Lahr, Programmleiter des Elysium Between Two Continents, einer Organisation, die seit Jahrzehnten Veranstaltungen zur Exilgeschichte zwischen Berlin und...