Fünf Fragen an Edith Draxl und Peter Waterhouse
von Edith Draxl
Erschienen in: Arbeitsbuch 2020: Stück-Werk 6 – Neue deutschsprachige Dramatik im Porträt (07/2020)
Assoziationen: Dramatik Akteure Dossier: Neue Dramatik
Was macht für Sie ein gutes Stück aus?
Edith Draxl: Ein gutes Stück weist ein stimmiges Zusammenspiel von Form, sprachlicher Gestaltung und Inhalt aus. Grundsätzlich geht es dabei weniger um die Frage, welche Geschichte erzählt wird, sondern vielmehr darum, wie sie erzählt wird. Die Revolutionen und Entwicklungen in der Geschichte des Theaters waren immer stärker mit der Entwicklung neuer Formen als neuer Inhalte verbunden. Ein gutes Stück ver ändert den Blick von Zuschauer* innen, Leser*innen auf die Welt, bringt neue Gedanken hervor und schreibt sich im Kopf von Rezipient* innen weiter. Es geht nicht um eine journalistisch recherchierte Wiedergabe von Wirklichkeiten, sondern um ein Hervorbringen und Vergegenwärtigen.
Peter Waterhouse: Das „gute Stück“ lässt sich ausmachen (well-made play, easily seen). Besser ist das Stück, das sich gar nicht oder schwer ausmachen lässt, das die Kriterien nicht erfüllt, den Anschauungen und Ansichten sich verschließt, der Erfahrung widerspricht, Mühe macht, mehr und mehr Mühe macht, dich plagt und keine Ruhe gibt.
Wie lehrt man szenisches Schreiben?
Edith Draxl: Wir verstehen uns nicht als Schreibschule. Literarisches Schreiben kann nicht gelernt werden. Die künftigen Autor* innen müssen zunächst einiges mitbringen. Es braucht die innere Notwendigkeit zu schreiben. Um es etwas pathetisch mit Rilke...