Thiemo Strutzenberger, Ihr Stück „Wiederauferstehung der Vögel“, entstanden im Stück Labor, erzählt die Lebens- und auch Liebesgeschichte der Großcousins Fritz und Paul Sarasin, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Museum für Völkerkunde in Basel gründeten. Als Naturforscher arbeiteten sie in den britischen und in den niederländischen Kolonien in Asien. Hat die Liebe der beiden Männer in den Strukturen des Kolonialismus eine Chance?
Fritz und Paul Sarasin verbringen Jahrzehnte zusammen. Das Arbeitsleben der beiden speist sich nicht vorrangig aus ihrer Liebesgeschichte, sondern auch aus einer Geschichte der Forschung, der Wissensformen, der ökonomischen Situierung, der religiösen Prägungen. Es geht angesichts der „quasi-kolonialen“ Unterwerfungen auf ihren Expeditionen, der militärischen Eroberung eines Teils Indonesiens durch die niederländische Armee, welche die Naturhistoriker mit vorbereiteten, und angesichts der rassenwissenschaftlichen Forschungsmethode, die sie stringent entwickelten, nicht vorrangig um die Schwierigkeiten oder Schönheiten einer Liebe.
Es sind weiße, europäische Männer, von äußerstem Wohlstand umgeben. Dabei geht nicht nur ihrer Beziehung wegen eine Art Riss durch sie: In ihre Forschung ist Erkenntniskritik verwickelt, Einspruch in entfesselte Rationalität. Es kommen im Stück dazu ganz andere Fragen auf, als man es von martialischen Männlichkeiten, Kolonialherren erwartet.
Bezüglich der Liebe: Fritz hofft, dass sie als Gegengift zu Herrschaft überhaupt eine Chance hat....